Liv
1. Nov. 2024
Der Zauberpinsel
In einem kleinen Dorf lebte ein Mädchen namens Lisa. Sie war 12 Jahre alt und liebte es zu malen. Ihr ganzes Zimmer war voll mit selbstgemalten Bildern. Lisa freute sich, denn es war der letzte Schultag vor den Sommerferien. In der letzten Stunde bekamen sie die Zeugnisse. Tja – Lisa war nicht so zufrieden mit sich.
Es klingelte. Alle gingen raus. Lisa lief nach Hause, machte die Türe auf und rief: „Mama, ich geh noch schnell in den Wald!“
„Okay“, rief ihre Mama.
Lisa trottete durch den Wald. Sie musste sich erstmal von dem ganzen Stress erholen. Lisa lief erst zehn Minuten. Doch dann sah sie etwas türkis schimmerndes hinter einem Baum. Langsam näherte sich Lisa. Es war ein Pinsel mit einem kleinen türkisen Edelstein hinten drauf.
„Eine Frechheit, dass diesen schönen Pinsel einfach jemand in den Wald geworfen hat!“, beschwerte sich Lisa leise. Also nahm sie den Pinsel mit. Da Lisa das Malen liebte, malte sie ein Bild mit dem neuen Pinsel. Sie malte einen Wald und ein paar Tiere darin.
Nun war es Abend und alle legten sich schlafen. Um Mitternacht wachte Lisa unruhig auf. Es war Vollmond und Lisa konnte bei Vollmond nicht schlafen. Da bemerkte sie, dass das Bild vom Vollmond getroffen wurde und schimmerte. Plötzlich hörte Lisa eine flüsternde Stimme: „Lisa, hilf uns … Komm zu uns.“
Lisa erschrak. Sie wollte das Bild anfassen und auf einmal wurde ihre Hand hineingezogen. Sie versuchte, sich an irgendetwas festzuhalten. Sie nahm den Pinsel in die Hand, was nicht wirklich half. Lisa wurde ganz hineingezogen.
Als sie wieder aufwachte, merkte sie, dass ein Wolf an ihr schnupperte. Und dann sah sie es: Da war ein märchenhafter Wald. Die Blätter leuchteten grün und es war blauer Himmel. Lisa lag auf einer wunderschönen Lichtung.
Auf einmal rief der Wolf: „Ihr könnt rauskommen.“
Lisa erschrak. Überall um sie herum kamen Tiere aus ihrem Versteck, zum Beispiel Luchse, Eichhörnchen oder Igel. Lisa stand auf. Sie wollte wegrennen, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die Tiere ihr nichts tun.
Plötzlich sagte ein Hase: „Weißt du was? Wir brauchen deine Hilfe. Hier gibt es eine Hexe und die ist böse. Sie will alles vernichten.“
Lisa schaute erstaunt. „Was?“, rief sie.
„Komm, ich zeig dir alles“, sprach der Wolf, „komm mit.“
Lisa lief ihm hinterher. Zuerst gingen sie zu den Sieben Wasserfällen. Sie waren wunderschön und hinter einem verbarg sich ein Tunnel. Beide gingen in den Tunnel hinein. Der Tunnel war wie ein Labyrinth, doch der Wolf schien zu wissen, wo er lang gehen musste. Und dann war da der Ausgang. Lisa staunte. Da draußen war ein Dorf. Überall waren Höhlen und ein See, neben einem riesigen Felsen. Auf dem Felsen waren viele Salamander zu sehen. Der Wolf ging weiter und Lisa folgte ihm. Jetzt führte der Wolf sie zu einem mit Dornen bewachsenen Zaun und dahinter war alles grau und kaputt. Der Wolf erzählte, dass hinter dem Zaun die böse Hexe wohnte.
„Aber warum ist diese Hexe so böse?“, wollte Lisa wissen.
„Tja, ihre Hexen-Eltern sind auf kleine Tiere mit Absicht getreten oder sie haben einfach alles kaputt gehext“, antwortete der Wolf.
„Okay“, sagte Lisa, ein bisschen verwirrt.
Langsam wurde es dunkel. Aber zum Glück durfte Lisa bei den Tieren im Dorf schlafen. Sie schlief tief und fest.
Am nächsten Morgen wachte Lisa auf und ein Bär lag neben ihr. Sie erschrak und der Bär anscheinend auch.
„Ups“, sprach sie zu dem Bär, „leg dich ruhig wieder hin.“
Lisa stand auf. Sie hatte ein bisschen Heimweh und erzählte dem Wolf, dass sie sich wieder nach Hause malen wollte.
Der Wolf sagte: „Das geht aber nicht, denn heute ist kein Vollmond.“
Oh, das hatte Lisa ganz vergessen. Sie wollte in ihre Tasche greifen, um den Pinsel zu holen, aber der Pinsel war weg. „Oh nein“, rief Lisa. Sie musste den Pinsel bei der bösen Hexe verloren haben. Sie rannte zum dornenbewachsenen Zaun der bösen Hexe und da lag er: ihr Pinsel.
Plötzlich hörte Lisa irgendetwas. Es hörte sich ein bisschen an wie ein Schluchzen. Lisa wurde neugierig und wollte hineingehen – und genau das tat sie auch. Sie entdeckte aber weit und breit kein Hexenhaus. Doch als sie genauer schaute, sah sie es: Von einem wunderschönen Baum hing eine Strickleiter herab. Lisa kletterte vorsichtig hoch. Und tatsächlich, da war ein kleines Baumhaus. Lisa klopfte. Niemand machte auf. Sie klopfte noch einmal. Jetzt machte jemand die knarzende Türe auf. Lisa sah eine kleine Hexe. Aber sie sah gar nicht so böse aus.
Die kleine Hexe fragte: „Was willst du?“
Lisa sprach: „Eigentlich möchte ich mit dir reden.“
Und so redeten und redeten sie. Es stellte sich heraus, dass die kleine Hexe namens Lara eigentlich sehr nett war. Doch die kleine Hexe erzählte, dass sie immer alleine war. Niemand wollte mit ihr reden, weil alle immer dachten, sie wäre wie ihre gemeinen Hexen-Eltern.
Mittlerweile waren die Eltern der kleinen Hexe jedoch gestorben und nun hatte Lara gar niemanden mehr zum Reden und Spielen. Lisa bot der kleinen Hexe an, mit ihr zu den Tieren zu gehen, und so geschah es. Die Tiere verstanden, dass die kleine Hexe Hilfe brauchte und Freunde suchte und sagten, dass Lara bei ihnen bleiben durfte.
Jetzt war es Nacht und Lisa wollte nach Hause. Zum Glück war heute Nacht Vollmond und Lisa ging. Zuhause erzählte sie ihren Eltern, was passiert war.
Und das war die Geschichte vom Zauberpinsel.