Valentin
1. Nov. 2024
Ein willensstarker Sklave
Claudius war ein Sklave, der in Rom lebte und eine tannengrüne Tunika anhatte. Zu seiner Zeit regierte Gaius Julius Cäsar über das Römische Reich. Er musste für einen Senator, der Lucius1 hieß, kochen und wenn das Essen zu salzig war, wurde er ausgepeitscht. Das Leben war für ihn und die anderen Sklaven hart. Er konnte nicht seine Meinung sagen, denn sonst wurde er sehr streng bestraft. Einmal im Monat ging der Senator mit ihm in den Circus5. Er freute sich immer besonders darüber, denn dort wurde man mit parfümiertem Wasser nassgemacht oder man hat das Sonnensegel genossen. Aber er fand es grauenhaft, wie die Tiere dort behandelt wurden. Meistens bekamen sie eine Woche vorher kein Essen mehr und viele starben. Er wollte sie befreien und ihnen die Freiheit schenken. Leider konnte er nicht einfach selber zu ihnen gehen und sie befreien. Es gab ja den Senator und der ließ ihn nicht von ihm fort.
„Und, gehen wir heute zum Circus, Claudius?“, fragte der Senator Lucius.
Claudius’ Antwort klang nicht sehr erfreut. „Okay, ich komme mit.“
„Aber Claudius“, sagte Lucius, „freust du dich nicht?“
Claudius zuckte mit den Schultern, in Gedanken bei den armen Tieren.
1. Kapitel: Der Circus
Der Trubel vor dem Circus wurde immer stärker. Aus allen Städten in der Nähe kamen Leute. Der Senator war eigentlich ein netter Mensch, denn er ließ Claudius in den Circus gehen und unternahm viel, aber wenn es ums Essen ging, war er hart.
Inzwischen ging Claudius mit dem Senator zum Circus. Die Karten hatte Claudius vorgebucht. Sie hatten die Plätze C und CI6und Lucius musste eine Sondergenehmigung bekommen, denn Sklaven mussten eigentlich in den Reihen ganz oben stehend zuschauen und Senatoren saßen in der ersten Etage.
Während Lucius über die Vorstellung nachdachte, dachte Claudius nach, was er machen sollte. Er könnte einfach nur dasitzen und zuschauen oder dem Senator alles erzählen. Dann wusste Claudius, dass er dem Senator sagen sollte, was ihn so traurig und trübsinnig machte.
Als er das gesagt hatte, lief Lucius zum großen Cäsar und erzählte es ihm weiter. Cäsar musste überlegen. Nach der Vorstellung ließ er die Tiere am Stadtrand frei. Für den guten Rat bekam Claudius Geld von Lucius.
Er überlegte kurz und dann sagte er: „Oh, Senator. Für das Geld, das du mir gegeben hast, kaufe ich mich frei.“
So geschah das Ganze. Er bekam von Lucius einen Esel, auf dem er ritt. Auch Cäsar wusste, dass er sich freikaufen würde und plante eine Verfolgungsjagd, denn er brauchte so gute Sklaven wie Claudius für seine Palastküche.
2. Kapitel: Die Römer
Claudius ritt bis zu einem kleinen Wald. Dort legte er Moos auf den Boden, sammelte Holz und machte ein kleines, aber schönes Lagerfeuer. Er röstete Maronen, denn es war Herbst. Claudius sehnte sich nach Lucius und Lucius sehnte sich nach Claudius. Dann aber sagte Claudius sich, er war abgehauen, weil er kein Sklave mehr sein wollte und dann gehörte ein bisschen Einsamkeit dazu.
In diesem Moment kam ihm ein Gedanke: „Vielleicht sollte ich die Löwen finden. Aber erst einmal gehe ich schlafen. Gähn!“, murmelte er vor sich hin. Danach legte er sich schlafen.
Um ungefähr ein Uhr nachts hatten die römischen Legionäre ihn eingeholt. „Gaaaanz leise!“
„Okay.“ Langsam schlichen sie zu Claudius. „Hab ihn!“
„Nicht so laut.“ Alle sechs standen stocksteif. Claudius regte sich nicht. „Glück gehabt.“ Sie wollten ihn gerade fesseln, als es plötzlich neben ihnen „Grrrr“ machte.
„Wahh!“, machten die Römer und schon waren sie weg. Inzwischen ist Claudius aufgewacht und erblickte ein paar Löwen. Er erkannte die befreiten Tiere, die sich gleich darauf wieder ins Dickicht zurückzogen. Dann legte er sich wieder beruhigt und zufrieden schlafen.
3. Kapitel: Der Ausbruch
Als Claudius gemütlich aufwachte, konnte man in Rom nur so von der gemütlichen Ruhe träumen, denn Cäsar hatte viel Wut im Bauch.
„ICH WILL DIESEN SKLAVEN!“ Er schickte 480 Männer los, dass sie Claudius auch sicher fingen.
Sein Plan ging auf: Zwei Tage später war Claudius im Gefängnis. Er überlegte, wie er da rauskam, doch meistens gab seine Lösung keinen Sinn.
„Was denkst du, kleiner Pimpf?“, sagte die Wache betrunken. Dann hatte Claudius einen Plan …
Er antwortete: „Nichts, ich habe nur eine Bitte an dich: Kannst du deinen Schlüssel in das Schloss reinstecken. Ich drehe dann um.“
„Okay, hicks.“
So schnell war er dann an der Wache vorbei. Dann wurde Claudius aber von einem Centurio7 angehalten.
„Halt, kleiner Herr, was suchst du?“
Claudius guckte ihn kurz an und schlüpfte dann unter seinen Füßen durch.
Der Centurio schrie: „Nehmt diesen kleinen Mann fest!“
Während Claudius wegrannte, stand der Centurio mit rotem Kopf einfach nur da und beobachtete die bunte Verfolgung. Ein riesen Spektakel! Ganz an der Spitze war Claudius und dahinter die verpeilten Römer, die es gerade so schafften, mit ihm standzuhalten. Dann kamen auch noch Reiter, die aber nicht wussten, wo sie lang mussten, sowie die betrunkene Wache.
4. Kapitel: Da sind ja die Löwen
Claudius rannte so schnell er konnte und hängte die Römer ab. Dann aber versteckte er sich in einem kleinen Wald und war durch die tannengrünen Tunika gut getarnt. Er hatte Glück und die Römer sahen ihn nicht.
Nach einer Weile stellte Claudius sich auf und freute sich, dass er die Römer so listig ausgetrickst hat. Umso mehr Angst bekam er, als hinter ihm zehn Löwen und Tiger standen. Doch sie taten ihm nichts, ganz im Gegenteil: Sie schleckten ihn ab. Und da verstand Claudius, dass es seine Löwen waren, die er freigelassen hatte. Er legte sich auf den Boden und rangelte ein bisschen mit ihnen. Danach legte er sich auf Blätter und schlief ein.
5. Kapitel: Auf nach Korsika
Als er aufwachte, strahle die Sonne ihm mitten ins Gesicht. Und dann merkte er, dass er neben zehn Raubkatzen geschlafen hatte, die alle Hunger hatten. Claudius beschloss, weg von Rom und weg von Cäsar zu laufen. Er wollte einen Ort haben, wo kein Römer hinkam. Am sichersten wäre Korsika mit seinen großen Bergen. Da müsste er aber viel Essen für die Tiere und ihn einpacken. Also ging er los und bereitete sich auf die Reise vor.
Glossar
Claudius und Lucius: Beide Namen enden mit -us. Eine Endung, die damals sehr häufig für Männernamen war.
Tunika: Wie ein heutiges T-Shirt, das bis zu den Knien geht und am Bauch gebunden wurde.
Cäsar: Cäsar war ein Kaiser, der höher als die Senatoren gestellt war und das römische Reich enorm vergrößert hat.
Senator: Er hatte mit 300 anderen Senatoren das Sagen über Rom und regierte im Senat.
Circus: Ein Ort, an dem die Bevölkerung Vergnügung bekommen sollte. Es fanden Tänze, Spiele, Gladiatoren- und Tierkämpfe statt, es wurde gefeiert und getrunken.
C und CI: römische Zahlen: 100 und 101
Centurio: Er befahl und hatte das Sagen über 80 Leute/Legionäre.