Emma
1. Nov. 2024
Wunderland
Tief im Wald lag ein altes Haus. In diesem Haus lebte Max mit seinen Eltern. „Ich habe es satt!“, schrie Max eines Tages. Er hatte sich mal wieder mit dem Hammer auf den Finger gehauen.
Schnell eilte seine Mutter herbei. „Es ist nichts passiert …“, erklärte sie ihm. „Das gibt nur einen blauen Fleck!“
Der Vater kam aus dem Haus und fragte: „Max, kannst du im Wald ein bisschen Feuerholz holen?“
Max nickte. Und wie er das wollte! Er liebte es, durch den Wald zu streifen. Dort roch es so gut und der Waldboden war weich. Immer wenn er an einer Eiche, die er Grimmoor nannte, vorbeikam, zog ihn ein lieblicher Gesang an. Bisher war er immer daran vorbeigelaufen. Doch er wusste, irgendetwas stimmte mit diesem Baum nicht.
Max ging also los, um Feuerholz zu suchen. Doch was war das? Nach ein paar Schritten im Wald sah er plötzlich einen Zwerg, der in ein Loch zwischen Baumwurzeln kroch. Dabei verlor der Zwerg eine Kette mit einem lilafarbenem Edelstein und ein riesiges Buch, das fast so groß wie der Zwerg selbst war. Max hob die Kette auf und legte sie sich um. Das Buch nahm er ebenfalls hoch und dachte: „Komisch, das Buch wiegt nur so viel wie eine Feder!“ Max legte es in seinen Feuerholzkorb und sammelte fleißig weiter, bis der Korb randvoll war.
Als er nach Hause kam, war es Abend. Seine Eltern warteten bereits auf ihn mit dem Abendessen. „Mmh Grießbrei, lecker!“, rief Max und setzte sich an den Tisch.
Nach dem Essen putzte er sich die Zähne und ging ins Bett. Als Max im Bett lag, dachte er: „Morgen gehe ich in den Wald, spazieren!“ und dann schlief er ein.
Am nächsten Morgen holte Max seinen Freund Ludwig in der Stadt ab und sie gingen gemeinsam in den Wald. Als sie an Grimmoor vorbeikamen, rief Ludwig plötzlich: „Schau, dort hängt eine lilafarbene Kette! Die sieht genau wie deine aus …“ Doch als Ludwig sich die Kette umlegte und Max an die Hand nahm, begannen beide Ketten zu leuchten. Aus Grimmoor kam ein gleißend helles Licht, das die beiden Jungen blitzschnell in den Baum zog. Jetzt waren sie unter Wasser und schwammen bis ein riesiger – bestimmt hundert Meter tiefer – Wasserfall vor ihnen auftauchte. Sie fielen und fielen. Doch anstatt auf den Steinen am Boden aufzuschlagen, fielen sie, bis sie im Weltall waren.
Hier tobte ein riesiger Sturm und ein Tornado erfasste die beiden Jungen. Und, oh nein – wirbelte sie auf einen anderen Planeten! Dort waren … was? Dinos, Hexen, Zauberer, Einhörner, Vampire, Zombies und alle anderen Fabelwesen, die man sich denken kann. Das alles machte Ludwig so fertig, dass er sich an einen Baum lehnen musste. Und wenn das alles nicht schon wild genug war, wurde Ludwig blau und der Baum gefror.
Max war währenddessen außer sich vor Wut, weil er keine Ahnung hatte, wie sie wieder hier wegkommen sollten. Er trat fest gegen einen Baum und dieser fing Feuer. Als Max und Ludwig merkten, was passiert war, freuten sie sich riesig. Max hatte die Kraft des Feuers, wenn er wütend war und wenn Ludwig erschöpft war, hatte er die Kraft des Wassers. Doch als sie sich vor Freude umarmten, wurden sie immer abwechselnd grün und grau. Und dann erschienen Pflanzen, Hügel und Berge. Als das ganze Grün die Bäume erreicht hatte, trugen diese Brezeln, Süßigkeiten, Gemüse und Obst. Und aus den Bächen floss Milch, Wasser, Kakao, Apfelsaft und Sprudel. Die Kinder aßen und tranken bis Max sagte: „Gleich platze ich!“
„Ich auch …“, rief Ludwig. „Komm, wir sagen den Fabelwesen Guten Tag!“
Besonders die Zombies aus dem Zombie-Altersheim waren sehr freundlich. Sie boten den Jungen Ratten, Frösche, Spinnen und Mehlwürmer an.
Da fing es urplötzlich um die beiden herum zu schimmern an und ein riesiger Lolli entstand. Dann machte es Puff und ein kleiner Schlüssel fiel vom Himmel. Darauf stand: „Schlüssel Eingangs der ist das.“ Doch bevor sie etwas sagen konnten, wirbelten sie wieder durchs Weltall.
Plötzlich standen sie wieder im Wald und der kleine Schlüssel steckte in einem Schloss, welches an dem Baum Grimmoor hing. Wie von Zauberhand drehte er sich jetzt um.
„Ich hab’s!“, schrie Ludwig. „Wenn man die Wörter auf dem Schlüssel in umgekehrter Reihenfolge liest, steht da: Das ist der Eingangsschlüssel!“
Max war so erschöpft von den Ereignissen des Tages, dass er nur noch nach Hause wollte. „Ich kann nicht mehr, ich muss schlafen. Lass uns morgen der Sache auf den Grund gehen“, sagte Max und steckte sich den kleinen Schlüssel in die Hosentasche.
Also gingen beide Jungs nach Hause. Zwei Minuten, nachdem sie eingeschlafen waren, hatten sie eine Vision: Max träumte, dass er mit Ludwig durch ein zehn Meter hohes, endloses Maisfeld laufen würde. Ein Mann verfolgte sie und rief ihnen etwas hinterher. Sie schickten ihm Feuer- und Wasser-Bälle entgegen.
Ludwig träumte, dass ein Mann ihnen so lange furchtbare Musik entgegenschleuderte, bis sie in eine Schlucht fielen.
Mehr hatten sie nicht geträumt.
Am nächsten Morgen trafen sie sich an Grimmoor. Da raschelte es.
„Hörst du das auch?“, fragte Ludwig.
„War bestimmt nur irgendein Tier!“ Max schob das Moos an Grimmoors Rinde zur Seite und steckte den Schlüssel in das Schloss.
Eine Tür erschien und sie gingen hindurch. Dabei merkten sie nicht, dass sie verfolgt wurden: Ein Mann schlich ihnen nach, bis sie wieder in der anderen Welt waren. Aber Moment mal, sie standen auf einem Heuballen mitten in einem endlosen Maisfeld!
„Was machen wir denn jetzt?“, fragte Max.
„Immer die Ruhe bewahren!“, antwortete Ludwig. „Ich erzähle dir einen Witz zur Beruhigung! Was ist braun, fliegt und macht Kindern die Zähne kaputt? Die Toffifee!“
Witzbold!, dachte Max. Der lacht mehr über seine eigenen Witze als alle anderen …
„Komm, lass uns aber endlich in das Abenteuer stürzen!“, rief Ludwig und sie marschierten los in das Maisfeld.
Was die beiden aber nicht bemerkt hatten: Der Heuballen lag auf ihrem Verfolger, der sich nun aufrappelte und ihnen nachlief. Dabei verlor er einen Zettel auf dem folgendes stand:
Wunderland: ein Mensch – 1.000 €
Erleben Sie ein Abenteuer!
Max und Ludwig liefen weiter durch das Mais-Labyrinth. Der Mann war nur noch einen Meter entfernt von ihnen. Ups, er trat auf einen Ast, es knackte laut und die beiden Jungen drehten sich um. Sie blickten in ein böses Gesicht, erschreckten sich fürchterlich und rannten los. Der Unbekannte war ihnen dicht auf den Fersen.
Ludwig konnte so langsam nicht mehr. Und ihr erinnert euch sicher: Wenn Ludwig erschöpft war, hatte er die Kraft des Wassers. Seine Hände wurden blau und er schleuderte dem Mann Wasserkugeln entgegen. Eine traf ihn sogar, aber das half den beiden nicht wirklich weiter. Die Kugel war so klein, dass das Hemd des Mannes nur ein wenig nass wurde. Und dann geschah es: Der Mann konnte auf einmal laute, schrille Musikwellen auf sie schleudern. Er schrie: „Gebt mir den kleinen Schlüssel oder es wird euch sehr leidtun!“
Jetzt wurde Max so langsam wütend. Zuerst hatte er beim Rascheln im Wald nur ein Tier vermutet und jetzt dieser Mann. Woher hatte er nur die Kraft der Musik? Ihm wurde kochend heiß. Seine Hände glühten und er schrie vor Wut. Auch seine Füße brannten. Aber nicht so, wie wenn man in eine Brennnessel anfasst. Nein, sie brannten wie ein Lagerfeuer und genau das machte Max jetzt. Er bildete ein Labyrinth aus Feuer, durch das der Mann ziemlich in der Klemme saß, weil Max alle fünf Meter eine Feuerschneise zog. Nur leider merkten sie nicht, dass auf eine Schlucht zurannten und zack waren sie auch schon hineingestürzt.
Während ihres Falls funkelte es orangefarben um sie herum. Ein paar Stellen waren auch durchsichtig. Sie landeten auf einem Kissen, also ganz weich. Aber Ludwig wurde plötzlich in einen Käfig gesperrt und es wurde ihm Luft in den Mund gesprüht. Und das tat nicht einmal weh – es kitzelte. Als sich der Käfig plötzlich wieder öffnete und Ludwig vor Freude die Faust in die Höhe streckte, flog er! Ja, richtig gehört: Er flog! Er drehte ein paar Runden in der Luft und landete wieder.
Max wurde nun auch eingeschlossen. Er bekam einen Bernstein in den Mund gewirbelt, aber er verschluckte sich nicht. Nun kam auch er wieder aus dem Käfig frei und streckte sich. Da erschien vor seinen Augen eine feste Bernsteinmasse. Und aus ihren neuen Kräften erschufen sie zwei Drachen, die alles konnten – bis auf in die Zukunft sehen, aber das war nicht schlimm. Sie setzten sich auf ihre Drachen und flogen los. Leider konnte sich der Mann jedoch aus dem Feuer befreien. Und zwar mit einem Wassereimer, den Max vergessen hatte. Er dachte, dass er mit dem Eimer Süßigkeiten mitnehmen könnte, die sie ja beim ersten Besuch gesehen hatten. Das Wasser hatte der Mann aus einer Pfütze, die Ludwig aus Versehen gemacht hatte.
Als die beiden Jungs ungefähr zehn Minuten geflogen waren, hörten sie einen Gesang. Es war der Gesang, den Max früher immer schon gehört hatte, wenn er an Grimmoor vorbeigelaufen war. Er kam von einem Mädchen. Es saß in dem Maisfeld, neben ihm eine Eule. Das Mädchen war wunderschön. Es hatte braune, zerzauste, lange Haare, die seinen halben Rücken bedeckten. Es trug eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt.
Die beiden Drachen landeten und die Jungs stiegen ab. Das Mädchen erschrak zwar, aber rannte nicht weg.
„Hallo, ich bin Max und das ist Ludwig“, begrüßte er die Fremde.
„H-h-a-l-l-o, ich bin Polly“, stotterte das Mädchen.
„Warum sitzt du denn hier? Gehörst du zu diesem gruseligen Mann? Und willst du uns in eine Falle locken? Oder hat dir deine böse Stiefmutter die Haare abgeschnitten, als du von deinem Turm hinuntergeklettert bist und ein edler Ritter dich gerettet hat, wie bei Rapunzel? Oder waren es deine bösen Stiefschwestern wie bei Cinderella? Oder wolltest du den Frosch nicht küssen, der beim Essen angeklopft hat, wie beim Froschkönig?“, fragte Ludwig.
„Nein, so war es nicht!“, sagte sie.
Ludwig wollte gerade weiter fragen, da stopfte Max ihm einen Maiskolben in den Mund. „Erzähl weiter!“, forderte er das Mädchen auf.
„Nun, es war so: In meiner Schule, die hier in der Nähe ist, ärgere ich manchmal die Lehrer. Und die waren jetzt so wütend, dass sie mich in das Maisfeld verbannt haben. Und das ist Lucy, meine Eule!“, erzählte sie. „Auf welche Schule im Wunderland geht ihr denn? Oder seid ihr solche hinterhältigen Menschen, die Pflanzen ausreißen und versuchen, alle Fabelwesen aus diesem Land einzusperren, um sie dann für viel Geld zu verkaufen?“
„Reg dich ab! Wir sind zwar Menschen, aber wir tun keiner Fliege was!“, beruhigte Max sie. „Wenn du willst, schlagen wir hier unser Nachtlager auf. Und morgen kannst du gerne mit uns aufbrechen und einen Mann aufhalten, der, glaube ich, genau das vorhat, was du gesagt hast!“
„In Ordnung“, sagte Polly.
Es wurde eine ruhige Nacht. Polly war Frühaufsteherin und machte Frühstück. Es gab Spiegeleier mit Brot. Nachdem sie sich sattgegessen hatten, brachen sie auf. Na ja, eigentlich liefen sie gar nicht, sondern flogen. Sie suchten das ganze Maisfeld ab, fanden aber nichts.
Den ganzen Tag flogen sie und verzichteten sogar auf das Mittagessen. Zum Abendessen gab es dann eine Brezel vom Brezelbaum mit Mais. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück um 5:47 Uhr flogen sie los. Diesmal hatten sie Glück: Sie sahen den Mann. Er hatte ein sehr auffälliges Zelt, aber er selbst war nicht da. Die Gelegenheit!
Max stieg vom Drachen, doch er war nicht vorsichtig genug. Plötzlich öffnete sich der Reißverschluss. Max bekam Panik und wollte sich verstecken. Aber leider war es zu spät. Der Mann hatte ihn entdeckt. Seine Hand schnellte vor und hielt Max fest. Er entriss ihm den Schlüssel und schubste ihn vor das Zelt. Max wäre fast in eine Matschpfütze gefallen. Zum Glück fing sein Drache ihn auf!
Als Max aufgestiegen war, nahmen sie sofort die Verfolgung auf. Sie holten den Mann schnell ein. Nur den Schlüssel zurückzuholen, war gar nicht so einfach, wie sie dachten. Der Mann schickte ihnen furchtbar laute Musik zu, welche die Drachen meterweit wegschleuderte. Doch dann passte er einmal nicht auf und zack, hatten sie den Schlüssel und flogen zurück zum Zelt. Aber, oh nein, das Zelt war von kleinen Wesen bedeckt, die es in eine große Verschluckpfütze drückten. Diese Pfützen verschluckten alles, was in sie reinkam und es kam nie mehr zurück.
Schnell packte jedes Flugtier an und sie zogen. Doch für Ludwig wurde es zu schwer. Sein Drache stürzte in das Zelt und verhedderte sich in den Karabinern und Seilen. So ähnlich erging es Ludwig. Er hing in den Seilen fest. Max wurde wütend. Er bildete einen Feuerstrahl, der die Seile durchtrennte. Nur eines am Drachen von Ludwig bekam er nicht durch. Ludwig, der befreit werden konnte, sprang in die Höhe, landete hinter Max auf dem Drachen und hielt sich fest.
Aber immer wieder wickelten sich Pflanzen und Steine um das Seil an Ludwigs Drachen und sie zogen so fest sie konnten. Am Anfang sah es noch gut aus, doch langsam konnten die beiden nicht mehr. Sie ließen los. Doch da kam Polly angeschossen. Sie nahm sich ein loses Seil, band ein Ende um das eine Bein ihrer Eule und das andere um ihren eigenen Bauch. Danach sprang sie, streckte im Flug ihren Arm aus, der sich in ein Messer verwandelte, und sie schnitt das Seil durch. Der Drache konnte sich aufrappeln und fliegen. Ludwig kletterte auf den Rücken seines Drachen. Alle packten an. Sie zogen so fest, wie sie nur konnten. Und hatten Erfolg: Langsam erhob sich das Zelt und die Tiere und Kinder zogen es zurück auf den Boden. Zur Belohnung bekamen die Tiere eine besondere Beere, die ihnen sehr gut schmeckte.
„Wow, wie hast du das denn gemacht? Ich meine, das mit dem Messerarm? Tut das nicht weh?“, fragte Max.
„Nö“, antwortete Polly.
„Ich will das auch können!“, jammerte Ludwig.
„Ich hoffe, wir schaffen es, diesen Mann mit irgendeinem Trank, den er trinken muss, hier wegzubekommen!“, erzählte Polly weiter. „Ich habe sogar ein Buch über berühmte Zauberer, da müsste einer dabei sein! Ich hab’s! Der große Zauberer Spekulatius Karamell! Der weiß bestimmt, was wir machen müssen! Oh nein, hier steht, dass der Weg zu ihm sehr gefährlich ist!“
Aber als sie keinen anderen Zauberer fanden, willigten die Jungs doch ein. Also gingen sie los. Leider wussten sie nicht, wo Norden war. Deshalb gingen sie als Erstes aus Versehen nach Osten. Dort überquerten sie einen gefährlichen Fluss. Beinahe wäre Max hineingefallen und den Wasserfall hinabgestürzt. Dann standen sie vor dem Haus eines Zauberers, der sich Gogomehl nannte. Er war nicht gerade der freundlichste. Er bot den Kindern vergiftete Limonade an. Die Kinder fielen darauf herein und waren für zwei Stunden gelähmt. Während dieser Zeit bekam ihr Verfolger, der übrigens Patrick hieß, eine Nachricht seines Chefs. Sein Chef war nämlich der böse Zauberer Gogomehl.
Nachdem sie sich wieder bewegen konnten, liefen sie den Weg zurück. Patrick verfolgte sie wieder. Beim Fluss erwischte er Polly, hielt sie über den Wasserfall und ließ sie dann los. Polly stürzte den Wasserfall hinunter, landete aber nicht hart, sondern in Zuckerwatte. Ihr denkt jetzt sicher „Mmh Zuckerwatte“, aber Polly dachte das nicht. Sie klebte ohne Ende und Polly konnte sich selbst nicht befreien. Langsam wurde sie sogar in die Zuckerwatte hineingezogen und bald war sie unter Wasser. Sie konnte im klaren Wasser atmen, aber ein Strudel zog sie in trübes Wasser. Plötzlich schäumte es über ihr.
Max kam mit einem Kopfsprung zu ihr runter, um ihr zu helfen. Doch leider wurde man kopfüber noch schneller vom Strudel angezogen, als auf dem Rücken liegend.
Jetzt war auch noch der böse Patrick angekommen. Er entriss Max die Schlüssel, stieß sich von den Kindern ab und kletterte ans Ufer. Schnell war er im Maislabyrinth und ging nach Süden. Es warteten schon viele Menschen an Grimmoor, die ins Wunderland wollten. Sie klopften und traten gegen den Baum. Doch Grimmoor hatte nicht einmal eine Macke.
Unter Wasser kämpften die Kinder weiter gegen den Strom. Jetzt schäumte es wieder. Kam Ludwig etwa auch noch dazu? Nein, es war ein Seil, das Ludwig an einem Baum festgemacht hatte. Die beiden Kinder wollten sich daran festhalten, doch es funktionierte nicht. Polly war stark genug, aber Max wurde in den Strudel gezogen. Geschafft! Polly war oben bei Ludwig angekommen.
Max dagegen war durch den Strudel im Maisfeld gelandet. Genau an der Stelle, an der Patrick jetzt angekommen war. Max schlich sich von hinten an und holte sich den Schlüssel zurück. Da kam sein Drache angeflogen. Leider konnte er nur einen Meter über dem Maisfeld fliegen. Egal, wichtig war, erst einmal den Schlüssel in Sicherheit zu bringen. Nur wo seine Freunde waren, wusste Max nicht. Er fand ihr Zelt und schlief die Nacht darin. Seine Freunde Ludwig und Polly waren die ganze Nacht durchmarschiert. Polly musste sogar mit einer Schlange kämpfen, auf die Ludwig versehentlich getreten war. Polly hatte gewonnen und dabei weder die Schlange, noch sich selbst verletzt: Sie hatte die Schlange mit ihren Giftzähnen auf einen Stock beißen lassen. Die Schlange hatte ihre Zähne nicht mehr herausbekommen und Polly hatte sie in einen Baum gehängt. Dann waren sie wieder am Maisfeld angekommen.
Am nächsten Morgen machte auch Max sich auf den Weg. Während er lief, merkte er vor Hunger gar nicht, dass er an seinen Freunden vorbeilief. Polly ärgerte das so sehr, dass sie ihm ein Bein stellte. Jetzt drehte Max sich um.
„Da seid ihr ja! Ich habe euch gesucht!“, rief Max.
„Ja, hier sind wir!“, krähten Ludwig und Polly im Chor.
Als sie sich mit Essen aus Pollys Rucksack gut gestärkt hatten, gingen sie weiter. Leider gingen sie jetzt aber nach Westen.
Bald hatten sie eine Mauer erreicht. Nur war ihnen jetzt nicht nur Patrick, sondern auch Gogomehl auf den Fersen. Aus der Mauer kamen ein paar Vorsprünge, auf die man sich als Kind stellen konnte. Als sie auf halber Höhe waren, rutschte der tollpatschige Ludwig ab und fiel in ein Loch. Max hielt sich an Pollys Fuß fest, aber er war zu schwer. Auch Polly und Max fielen nun in die Tiefe. Sie landeten nach einer sehr schnellen Rutschbahn im Sand vor Ludwig. Max rieb sich den Po. Das hatte weh getan.
Nach einer Weile wurde ihnen langweilig. Sie marschierten nun endlich nach Norden. Es ging steil bergauf bis sie an einer riesigen Felswand ankamen. Polly blieb ganz cool und nahm wieder das Seil aus ihrem Rucksack. Alle fünfzehn Meter war ein Karabiner. Max und Ludwig trauten sich nicht. Deshalb musste Polly schließlich den Anfang machen. Sie war sehr geschickt. Und nach den ersten fünfzehn Metern war es ja sicher.
Polly schaffte es. Sie hatte kein einziges Mal ein Problem und war schon in zwanzig Minuten oben. Bei den Jungs war es kritischer. Sie schafften es erst beim fünften Versuch. Nach einer Stunde war einer von beiden oben.
Dann kam ein Weg durch die Wüste. Jetzt waren aber die Jungs gut ausgerüstet. Sie holten Sonnenschirme heraus und Polly durfte natürlich mit unter die Schirme. Dann erreichten sie einen See. In der Mitte schwamm ein großes Seerosenblatt. Irgendwie mussten sie auf die andere Seite kommen. Also versuchten sie als Erstes, auf das Seerosenblatt zu springen, aber sie plumpsten ins Wasser.
Dann versuchten sie, auf die andere Seite zu schwimmen, aber die Strömung war zu stark. Da hatte Ludwig eine Idee. Er bastelte allen Faltschirme, mit denen sie bis zum Seerosenblatt flogen und sich dort abstießen, um ans andere Ufer zu kommen. Als alle auf der anderen Seite angekommen waren, machten sie eine kurze Pause. Danach gingen sie weiter.
Als sie ungefähr zwei Stunden gelaufen waren, kamen sie an ein Haus – eigentlich eher eine Hütte. Denn es war sehr zerfallen. Aber sie sahen einen alten Mann, der aus der Hütte kam und ihnen freundlich zuwinkte. Sie hatten Spekulatius Karamell endlich gefunden. Die Kinder gingen zu ihm und erzähltem dem Zauberer alles, was passiert war.
Dieser holte aus seinem Haus mehrere kleine Flaschen und Gläser. „Ich habe alle Zutaten für den benötigten Zaubertrank, bis auf eine: die Juniblume. Um diese zu pflücken, müsst ihr auf der großen Wiese über die Eier eines Waffkels steigen. Aber passt auf, wenn ihr auf eines tretet, schlüpft es und ruft nach seiner Mutter!“
Also ging es wieder los. Polly lief voran, Ludwig in der Mitte und Max ganz hinten. Der Weg war nicht weit. Sie gingen schließlich in den Dschungel.
„Wie in der Beschreibung!“, rief Max.
Tatsächlich, sie standen auf einer Wiese, die mit Eiern übersät war. Polly war die wendigste und dünnste von ihnen, pflückte die Blume und balancierte zu ihren Freunden.
„Jaaa, geschafft!“, riefen alle.
Sie eilten zum Zauberer, der alles in einen Topf gab und zehn Minuten kochen ließ. Danach pfiff Polly auf den Fingern und die Drachen kamen, angeführt von der Eule, angeflogen. Sie stiegen auf und ab ging es in die Lüfte.
Als sie wieder beim Maisfeld ankamen, hatten sie leichtes Spiel: Denn etwas Schwarzes in dem gelben Feld zu finden, war einfach. So hatten sie den Banditen schnell. Ludwig machte ihn auf sie aufmerksam. Patrick wollte den Kindern etwas zuschreien und Max goss ihm die Flüssigkeit des Zauberers in seinen Mund. Da blitzte es: Max und Ludwig standen wieder auf dem Waldboden. Schnell erschufen sie einen Käfig aus Pflanzen, Stein und Metall, in den Patrick kurz darauf stürzte und endlich gefangen war. Polly stand neben ihnen und grinste.
„Habt ihr euch keine Sorgen um mich gemacht?“, fragte Max.
Die Eltern wunderten sich: „Nein, Liebling, du warst doch nur drei Stunden weg?“
Nun war es schon Abend geworden. Alle Kinder schliefen nach diesem aufregenden Tag schnell ein und erlebten ihr Abenteuer noch ganz oft im Traum.
Und Polly? Die lebte seit diesem Tag bei Max.