Summ, summ, summ
Kim Posse
Weltbienentag
„Schau mal, eine Biene.“ Fasziniert blickte ich dem kleinen Geschöpf hinterher, das summend von Blüte zu Blüte flog – voll beladen mit frischen Blütenpollen.
„Ich liebe Bienen“, meinte Vera und schloss die Augen.
Wir lagen auf einer Picknickdecke mitten auf einer wunderschönen Blumenwiese und schauten den Insekten zu, wie sie in den warmen Strahlen der Sonne umherflogen.
„Ich bin nur froh, dass ich selbst keine Biene bin.“
„Wieso das?“, wollte Dina wissen. „Wäre es dir zu anstrengend?“
„Ich habe Angst, dass ich niesen müsste, wenn ich mit meinem Gesicht zwischen all diesen Pollen bin.“
„Echt jetzt?“ Vera verschluckte sich fast vor lachen. Sie richtete sich auf. „Hast du schon einmal eine Biene husten gehört?“
„Nein, aber die halten das bestimmt aus.“
„Was fressen Bienen eigentlich?“, überlegte Dina.
„Honig jedenfalls nicht, sonst würden sie ihn uns Menschen ja nicht geben“, schlussfolgerte ich.
„Hä? Was ist das für eine Logik? Kim, die Imker nehmen den Bienen den Honig nur weg und geben ihnen dafür Zuckerwasser. Ansonsten würden sie schon ihren Honig behalten und fressen“, erklärte mir Vera.
„Ein schlechter Handel“, fand ich.
„Bienen fressen Nektar und Pollen“, wusste Vera.
„Cool, Bienen sind auch Vegetarier“, freute ich mich. „Dann überlege ich es mir doch noch einmal.“
„Was überlegst du dir? Ob du eine Biene sein willst?“, wollte Dina kichernd wissen.
„Nein, ob ich eine gute Biene wäre.“
„Bestimmt“, fand Vera. „Die einzelne Biene muss nicht viel draufhaben. Im Schwarm ist sie unschlagbar. Selbst das Bauen der Waben würdest du hinbekommen, da es in deine DNA geschrieben ist. Du musst da gar nicht drüber nachdenken.“
„Puh, ein Glück. Ich habe mich schon gewundert, wie gleichmäßig die Bienen diese Waben bauen – ganz ohne Maßstab.“ Erleichtert atmete ich aus. „Wie macht eigentlich eine Biene im Rückwärtsgang?“
„Im Rückwärtsgang? Was soll sie da machen?“, wunderte sich Vera.
„Na, mus-mus!“, erklärte ich ihnen. „Vorwärts macht sie ja summ-summ.“
„Kim, du machst mich fertig!“, meinte Dina und legte sich auf den Rücken.
„Bienen sind wirklich faszinierend. Sie können mit Duft kommunizieren und machen so einen Schwänzel-Tanz, um zu beschreiben, wo gute Blüten stehen. Das ist echt krass. Wusstet ihr, dass Bienen immer nur weiblich sind?“, fragte Vera.
„Nein, wieso das?“, wollte ich wissen.
„Männliche Bienen heißen Drohnen. Sie dienen eigentlich nur der Fortpflanzung. Wenn sie sich gepaart haben, werden sie verjagt oder von den Arbeiterinnen abgestochen.“
„Krass, ist das brutal!“, kreischte ich erschrocken auf.
„Ja, die Natur ist gnadenlos!“
„Aber wieso können sie die Drohnen abstechen. Bleibt der Stachel nicht stecken? Und wieso stechen Drohnen nicht zurück?“, wunderte ich mich. Ich hätte anstelle einer Drohne zurückgestochen.
„Drohnen haben keinen Stachel. Die Haut oder eher gesagt der Panzer der Bienen besteht aus Chitin. Dort bleibt der Stachel nicht stecken. Nur in der Haut von Säugetieren, da er kleine Widerhaken hat.“ Vera guckte traurig drein. „Sticht eine Biene einen Menschen, unterschreibt sie damit ihr Todesurteil, da sie steckenbleibt und sich ein Teil vom Hinterteil herausreißt. Das überlebt sie nicht.“
„Herrje, das ist wirklich schlimm. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie sich das anfühlen muss“, jammerte ich. Schon allein bei der Vorstellung tat mir alles weh. „Wie viele Bienenarten gibt es eigentlich? Zwei?“
„Du bist gut.“ Vera lachte auf. „Weltweit gibt es etwa 20.000 Bienenarten.“
„So viele?“
„Ja. Man unterscheidet zum Beispiel zwischen kurz- und langzungigen Bienen. Also nach ihren Mundwerkzeugen. In Deutschland leben etwa 585 verschiedene Bienenarten.“
So langsam summte mir der Kopf von all diesen Bienenfakten. Lieber genoss ich ihren schönen Anblick und ihr beruhigendes Summen, anstatt all das zu wissen, obwohl es sehr interessant war.
Aus dem Picknickkorb holte ich mir ein Honigbrot und aß es genüsslich auf.
„Summ, summ, summ, Bienchen summ herum“, sang ich leise vor mich hin.