Uff, ein Puff!

Ich konnte es noch nie nachvollziehen, wie Menschen sich so auftakeln nur für eine Party. Reicht da nicht ein Kleid und etwas Schminke? Klar, Frisöre freuen sich über die kaufwütige Damenwelt, die alle Ritt lang zum Frisör und Stylist rennen müssen. Auch Klamotten und Schuhgeschäfte brauchen sich nicht zu beklagen.

Doch aus irgendeinem, mir unerfindlichen Grund war mir heute ebenfalls danach. So hatte ich mir ein schönes Kleid angezogen, mir Make-up ins Gesicht geschmiert – normalerweise schätzte ich Natürlichkeit viel mehr – und die Haare kunstvoll nach oben gebunden.

„Uff“, machte ich, als ich mich überwand, in den Laden einzutreten. Von unterschiedlichsten Gesprächen hatte ich aufgeschnappt, dass es hier wohl einen roten Salon gäbe. Den wollte ich natürlich unbedingt erkunden. Vielleicht verbarg sich ja hier die nächste Story für einen exklusiven Artikel.

Neugierig öffnete ich die Tür und sah mich um, doch was mir dieses Gebäude bislang vorenthalten hatte, verschlug mir auf der Stelle den Atem. Nun war mir klar, wieso diese Räume als Roten Salon bezeichnet worden waren.

Überall um mich herum räkelten sich nackte Körper, die mich auf eigenartige Weise ansahen. Ich stockte, denn mit dieser Situation war ich völlig überfordert.

„Das ist ein Puff?“, brabbelte ich fassungslos vor mich hin. Und darüber hatte ich mir noch eine Geschichte für die Zeitung erhofft.

„Hey, Süße, hast du Lust, eng zur Musik zu tanzen?“ Ein etwa Vierzigjähriger mit unbekleidetem Oberkörper – zum Glück trug er zumindest eine Hose – tänzelte auf mich zu.

Ohne eine Antwort zu geben machte ich kehrt und stürmte entsetzt aus dem Gebäude. Die Tür schlug krachend hinter mir ins Schloss und die Geräuschkulisse samt dem roten Licht verschwand.

„Das ist ‘n Puff! Ich fasse es nicht! Ein Puff!“ Völlig überfordert stolperte ich die Straße entlang und musste erst einmal meine Gedanken sortieren, doch ich kam immer wieder zu demselben Entschluss.

„Uff, das war tatsächlich ‘n Puff!“