Barbecue party without a party
Kim Posse
Dein Anta organisiert eine Grillparty. Kommt irgendjemand freiwillig? Landet gar jemand von den Gästen am Spieß?
„Und du hast diese Einladung wirklich vor deiner Haustüre gefunden und denkst, dass sie für dich ist?“ Skeptisch beäugte mich Dina.
„Wenn ich es doch sage“, versicherte ich.
„Ich kann es noch immer nicht ganz glauben: Eine wildfremde Person lädt dich zu einem Grillfest ein und du gehst dort einfach hin?“
„Darum habe ich euch mitgenommen. Dann bin ich nicht allein“, erklärte ich.
Gerade waren wir – Vera, Dina mit ihrer silbergrauen Labradorhündin und ich – vollbepackt auf dem Weg zum Watthaldenpark.
Die Sonne brannte erbarmungslos, doch zum Glück gab es im Park viele Bäume, die kühlen Schatten spendeten. Das spornte mich an, schneller zu gehen. Als wir ankamen, war der Park wie leergefegt. Irritiert sah ich mich um.
„Bist du dir ganz sicher, dass hier wirklich eine Party stattfinden soll?“, fragte Dina sarkastisch. „Hier sieht es eher aus, als wäre seit Wochen niemand mehr gewesen.“
„Das Datum stand auf der Einladung!“, versicherte ich. Langsam kam mir diese angebliche Party selbst komisch vor.
„Schaut mal, da.“ Vera riss mich aus meinen Gedanken. Erleichtert atmete ich auf. Knapp ein Dutzend Menschen betrat den Park und tummelte sich nun auf der Wiese. Es dauerte nicht lange, da hatten sie sich vervierfacht und die Party war in vollem Gange.
„Na, was sagst du jetzt?“, piesackte ich Dina grinsend. „Hier ist die Party.“ Glücklich stürzte ich mich in die Menge. Von einem jungen Mann erfuhr ich, dass der Gastgeber selbst noch nicht anwesend war und eigentlich niemand genau wusste, wer sich wirklich hinter dieser mysteriösen Einladung verbarg.
Ein paar bärtige Männer entzündeten einen bereitgestellten Grill und nacheinander legen die Gäste ihre Grillsachen auf den Rost. Als das kalte Fleisch die glühenden Eisenstäbe berührte, zischte es leise. Doch als ich meine veganen Stückchen auf den Grill legte und dadurch die komplette Aufmerksamkeit auf mich zog, schien selbst das Fleisch innezuhalten.
„Was legst du da auf den Grill?“ Eine Gruppe bierbäuchiger Kerle trat auf mich zu und nahm mir die leere Verpackung aus der Hand. Einer von ihnen las spöttisch den veganen Inhalt vor, dann warf er es vor meine Füße.
„Veganes Fleisch. Was für ein Scheiß!“, brummte er. „Deinen Salat kannst du auch roh fressen. Für was grillst du diese Pampe noch?“
„Weil ich Hunger habe. Außerdem bin ich Vegetarierin“, rechtfertigte ich mich genervt.
„Habt ihr ein Problem damit?“, wollte Dina an die Kerle gewandt wissen. Sie hatte sich mit Vera zu mir gesellt und den Ärger mitbekommen.
„Wenn deine vegetarische Freundin nicht aufpasst, landet sie am Ende selbst noch auf dem Grill!“, murrte einer von ihnen.
In diesem Moment gab es eine Stichflamme und der Grill brannte lichterloh. Erschrocken eilten einige Gäste herbei und schütteten unüberlegt ihre Getränke in die Flammen. Doch anstatt zu löschen, fachten die Spirituosen der Gäste das Feuer erst richtig an. Die allgegenwärtige Hitze tat ihr übriges. Die Flammen liefen auf das ausgetrocknete Gras über und wanderten rasch durch den Park. Pansich begannen die Frauen zu kreischen, einige Männer dämmten das Feuer mit Wasser aus dem nahegelegenen See ein.
„Wie konnte das nur passieren?“
„Das liegt an ihren dämlichen Veggie-Dingern!“, beschuldigte mich ein Muskelprotz.
„Da hat jemand zu viel Spiritus und Grillanzünder verwendet“, erkannte Dina, die sich dem brennenden Grill genähert hatte, „das riecht man ganz deutlich.“
Doch noch ehe alle Flammen erstickt waren, stieg eine weitere Stichflamme in die Höhe, die nun einen Baum in Brand steckte. Nun half auch keine Wassereimer-Kette mehr. Hastig zückte ich mein Handy und alarmierte die Feuerwehr, die bereits wenige Minuten später mit heulenden Sirenen anrückte.
Ehe das Feuer vollends erlosch, erkannte ich eine schemenhafte Gestalt hinter einem der großen Bäume, die hämisch grinste und bösartig lachend verschwand.
„Habt ihr das auch gesehen?“, fragte ich.
„Was meinst du?“ Dina und Vera sahen sich um. „Was hast du gesehen?“
„Die Gestalt. Sie war im Feuer“, berichtete ich, konnte mir aber selbst nicht ganz erklären, was ich da gesehen hatte.
„Das war sicher eine Einbildung“, vermutete Vera, „wie willst du jemanden in den Flammen sehen? Das ist doch viel zu heiß!“
„Ich weiß auch nicht, was ich gesehen habe. Ich weiß nur, dass ich es gesehen habe“, versicherte ich, doch niemand glaubte mir.
„Mich interessiert mehr, wer diese mysteriöse Party organisiert hat und wer hier der Saboteur ist. Mit rechten Dingen geht es hier jedenfalls nicht zu. So viel ist sicher!“, erkannte Dina.
„Denkst du, es ist dieselbe Person, die die Einladungen verteilt hat?“, wollte ich wissen.
„Ich glaube schon. Aber ich komme nicht dahinter, wieso jemand so etwas machen sollte. Das ist doch verrückt!“, fand Dina.
„Verrückte gibt es leider mehr als genug“, wandte Vera ein, die bereits viele Verrückte im Auftrag der Presse interviewt hatte.
„Wir kommen dahinter!“, beschloss Dina. „Ich will wissen, wer hier diesen Bockmist verzapft hat. Ich schnappe diesen Brandstifter. Wäre ja noch schöner, wenn der damit durchkommt!“
„Was hast du vor? Eine Anzeige bei Bitte melde dich zu schalten ist wohl nicht die beste Idee“, warf ich ein.
„So einen Schwachsinn hatte ich auch nicht vor!“ Dina schüttelte den Kopf. „Du hast ja echt keine Ahnung. Guckst du keine Krimis?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Dann sieh zu und lerne! Ich kenne mich aus! Wo hast du die Gestalt gesehen?“
Ich deutete auf den inzwischen gelöschten, verkohlten Baum. „Da hat sie hervorgeschaut und ist dann lachend verschwunden.“
„In Ordnung. Dann fangen wir hier an. Sicher gibt es Spuren, die diese Gestalt hinterlassen hat.“