DSDS
Kim Posse
Kim nimmt zum 20jährigen Jubiläum an Deutschland sucht den Superstar teil.
Mit zitternden Knien lief ich die Treppe hinunter. Und da saßen sie vor mir: die Juroren der Jubiläums-Staffel von DSDS, zu der ich mich angemeldet hatte. 20 Jahre Deutschland sucht den Superstar und ich war ein Teil davon. Dieter Bohlen, Pietro Lombardi, Katja Krasavice und Leony schauten mir freundlich entgegen. Vor Aufregung vergaß ich fast, mich vorzustellen und hätte fast sofort losgesungen.
„Hallo, wer bist du denn? Was machst du so?“, ergriff Leony das Wort.
„Hallo, ich bin mega aufgeregt“, gestand ich. „Ich bin Kim Possible, komme ursprünglich aus Rochester in England, lebe jetzt aber in Ettlingen, in der Nähe von Karlsruhe. Ich gehe noch zur Schule und liebe Musik sehr. Ich singe oft und gerne.“
„Das klingt doch schon ganz gut. Hast du auch schon Bühnenerfahrung?“, interessierte sich Dieter.
„Nein, aber ich habe ein Lied, das schon im Radio lief“, erzählte ich ihm stolz.
„Echt? Hast du das selbst geschrieben?“
„Ja. Ich habe an einem Gedicht-Wettbewerb teilgenommen und die Band Schloss-Schlager aus Ettlingen hat mir eine Melodie dazu komponiert.“
„Ein Gedicht-Wettbewerb, aha. Und du singst das selbst oder …?“
„Nein, leider nicht“, gestand ich.
„Uuuuh!“, machte Dieter und zog den Kopf ein. „Also kannst du nicht singen?“
„Doch, aber ich hatte noch nicht die Gelegenheit, es zu singen. Ich werde es aber noch einsingen.“
„Aha. Aber egal, was hast du für uns mitgebracht.“
„Ich will zuerst Achterbahn von Helene Fischer singen, dann noch mein eigenes Lied Dancing with you.“
„Uuuuh!“, machte Dieter erneut. „Helene Fischer? Die ist schon so gut, ne? Schaffst du das?“
„Ich hoffe.“ Peinlich berührt begann ich kläglich zu lachen. Eine Mitarbeiterin brachte mir ein Mikrofon, dann startete das Playback.
Noch in der ersten Zeile hob Dieter den Arm und das Lied brach ab. Geschockt guckte ich ihn an.
„Ne, du. Das klingt ja Banane. Sing doch englisch, wenn du schon Muttersprachlerin bist. Deutsch ist echt nicht gut für dich. Ein Elefant trompetet ja auch, weil er nicht brüllen kann.“
Augenblicklich bildete sich ein dicker Klumpen in meinem Hals. Hatte ich versagt? Schnell wagte ich einen Versuch, um ihn doch noch zu überzeugen. „Darf ich dann mein zweites Lied bitte noch singen?“
„Schnuggelhase, das bringt doch nichts!“ Dieter schüttelte lachend den Kopf.
„Bitte, nur eine Chance!“, flehte ich ihn an. „Ich … ich kann singen“, brachte ich nun den wohl unpassendsten Satz heraus, den ich in dieser Situation hätte sagen sollen.
„Na gut, dann los.“
Die ersten Takte des Playbacks begannen und ich sang. Auf den Gesichtern der Juroren konnte ich deutlich erstaunte Begeisterung ablesen, die mir mehr Sicherheit verlieh. Voller Gefühl und Leidenschaft sang ich mein Lied und durfte sogar bis zur dritten Strophe singen, ehe Dieter abwinkte.
„Danke, das war deutlich besser“, fand er.
„Leony, was sagst du? Dein erstes Lied war wirklich furchtbar, aber bei deinem zweiten Titel habe ich Gefühl gespürt. Du hast wirklich das rüber gebracht, was ich hören will und was der Text aussagt. Von mir hast du ein Ja.“
„Dankeschön“, kreischte ich voller Freude auf. Fast hätte ich das Mikrofon fallengelassen.
Katja ergriff als zweite das Wort. „Kim, du bist cracy, einfach du selbst und anders. Das gefällt mir sehr gut. Dein zweites Stück hat mich auch überzeugt, von mir bekommst du auch ein Ja.“
„Vielen Dank“, gluckste ich. Meine Hoffnung auf einen Recall-Zettel wuchs aufs Zehnfache an.
„Ja, Kim. Ich finde, du siehst wirklich gut aus“, lobte mich Pietro.
„Danke, du auch!“, gab ich ihm wie aus der Pistole geschossen zurück.
„Danke.“ Er lachte kurz auf. „Du bist echt lustig.“ Er kratzte sich an seiner Kappe. „Aber wir bewerten hier ja auch nach Gesang. Und da hast du mich leider noch nicht ganz überzeugt. Ich habe dir deine Nervosität deutlich angemerkt, aber vielleicht reicht es ja. Ich hoffe es für dich.“
„Okay, das verstehe ich. Ich zittere gerade unglaublich stark.“ Zum Beweis streckte ich meine Hand aus, die zitterte, als stelle sie ein Erdbeben der höchsten Stufe dar. Erwartungsvoll blickte ich Dieter an.
„Hm.“ Dann schwieg er einen Moment. „Das ist ganz schön schwer. Die überragende Sängerin bist du nicht, aber Gefühl war da. Das ist das Wichtigere. Auf meinem Mischpult kann ich ein paar schiefe Töne in Sekunden mit einem Regler gerade ziehen, einen Knopf für Gefühl gibt es nicht. Ach komm, nimm diesen Zettel und sei glücklich damit. Ich gebe dir auch ein Ja.“
„Aaaaah!“, kreischte ich vor Freude. „Danke, Dieter. Ich liebe dich!“ Überglücklich rannte ich vor zum Pult und nahm meinen Recall-Zettel entgegen.
„Hier, dein Zettel.“ Katja streckte ihn mir entgegen. Fast hätte ich einen ihrer langen Fingernägel mit festgehalten, so nervös war ich.
„Vielen, vielen Dank. Ich wünsche euch noch ganz viel Spaß und einen schönen Tag.“ Ich rannte überglücklich die Treppe hinauf und fiel meinen Freundinnen Dina und Vera, die mich begleitet hatten, weinend um die Arme.
„Du hast es geschafft, Kim. Ich bin so stolz auf dich. Das hast du echt super gemacht“, lobte mich Vera.
„Du bist eine Granate. Einfach mega, wie du Dieter angebettelt hast, um dein Lied vorsingen zu dürfen. Dann hast du das auch noch so gut gemacht.
Um es nicht zu vergessen, verewigte ich mich mit einer Unterschrift auf der DSDS-Wand, an der schon viele der vorigen Teilnehmer unterschrieben hatten. Es war ein unglaubliches Gefühl, nun Teil der Show und eine Runde weiter gekommen zu sein.
„Und das nächste Mal werde ich auch Pietro überzeugen“, nahm ich mir vor.
„Bestimmt, das glaube ich ganz fest. Du bist ein Dickkopf und wenn du es dir vornimmst, dann klappt das auch.“
„Ich bin im Recall! Aaaaah!“ Ich hüpfte wie ein Känguru mit meinem Zettel durch den Raum und war einfach nur unendlich erleichtert.