The Quest
Kim Posse
Eine Schnitzeljagd in Teams steht an. Welche deiner Figuren kämpft gegen wen? Wie unfair wird es – erzähle uns all die schmutzigen Details.
Die Schnitzeljagt 01: The Quest
Zum Sommercamp der Jugendfreizeit sollte es eine große Schatzsuche geben, um den Abschluss zu feiern. Die Jugendlichen um uns schienen es kaum abwarten zu können. Ich hingegen hatte Angst, zu versagen und allzu schnell ahnungslos mitten in der Pampa zu stehen. Wir sollten zufällig in Teams eingeteilt werden, worauf wir dummerweise keinen Einfluss nehmen konnten.
„Ich drehe durch, wenn ich nicht in dasselbe Team komme wie ihr“, motzte ich.
„Ach, hab dich nicht so. Dann kannst du bewiesenen, was in dir steckt.“ Dina war die Ruhe selbst.
„Was in mir steckt? Knochen und Fleisch“, wusste ich.
„Und ein Gehirn!“ Vera tippte mir an die Stirn. „Damit kannst du allein denken. Du bist schlau!“
„Kommt bitte alle zusammen. Wir wollen die Teams einteilen.“ Der Gruppenleiter hatte eine große Schüssel mit Losen im Arm, aus dem wir jeweils einen Zettel ziehen mussten.
Gespannt rollte ich meinen Zettel aus: ♥.
„Mist!“, schrie ich auf, als mein Blick auf Dinas und Veras Zettel fiel. „Wir haben drei völlig unterschiedliche Symbole.“
„Dann sind wir wohl in diesem Spiel Konkurrentinnen. Aber sieh es positiv. Jetzt kann jede von uns beweisen, was in ihr steckt.“ Vera freute sich und suchte bereits ihre Gruppe.
„Ich finde es auch gut, dass wir nicht immer zusammenhängen“, gab Dina zu. „Sei mir nicht böse, aber wir machen doch immer alles zusammen.“ Auch sie machte sich auf die Suche nach ihrer Gruppe.
Kurz darauf hatte ich auch mein Team ausfindig gemacht.
„Herz, Herz, Herz“, riefen einige der Gruppenmitglieder, die jedoch etwas verunsichert aussahen. Irgendwie hatte ich sofort das Gefühl, in diese Gruppe gut hineinzupassen.
„Bitte Ruhe!“, rief der Leiter und teilte die ersten Hinweise aus. Gierig griff ich danach und öffnete ihn sofort.
Lauft gen Osten immerzu,
Den nächsten Hinweis findest du.
„Wo ist Osten?“, wollte ein Mädchen wissen.
„Keine Ahnung, wie finden wir das heraus?“ Verzweifelt versuchte ich, mich an der Sonne zu orientieren, doch ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich das tun sollte.
Da ich bemerkte, dass die anderen Gruppen bereits losliefen, rannten wir eilig hinterher, um uns an ihre Fersen zu heften. Ich erkannte, dass es die vierte Gruppe war, die das Symbol ♠ trug.
„Mist, wir müssen uns beeilen“, hechelte ich außer Atem, „sonst verlieren wir sie noch.“
Nach einiger Zeit erreichten wir eine Weggabelung, von unserer Vorgängergruppe war weit und breit nichts zu sehen.
„Sie sind weg“, seufzte ich, „wir waren zu langsam!“
„Wohin sollen wir jetzt gehen?“, fragte ein kleines Mädchen.
„Ich habe keine Ahnung“, meinte ein anders.
„Dann nehmen wir eben den rechten Weg“, schlug ich vor und meine Gruppe folgte mir.
Leider fanden wir auch nach mehreren Minuten keinen dieser Hinweise, die unser Leiter angekündigt hatte.
„Ich habe das Gefühl, wir laufen völlig falsch.“
„Selbst wenn, dann laufen wir einfach quer durch den Wald“, schlug ich vor, „vielleicht stoßen wir ja auf eine andere Gruppe oder auf einen weiteren Hinweis, der uns den Weg zum Schatz zeigen kann.
Ein besonders mutiger Junge bahnte sich den Weg durchs Dickicht. Wir folgten ihm. Mehrfach schlugen mir harte Zweige entgegen und verkratzten meine Arme und Beine, was höllisch brannte.
„Ih“, kreischte eines der Mädchen auf. Es war in eine Matschpfütze getreten, in die es bis zum Knöchel eingesunken war.
„Wären wir doch nur auf dem Weg geblieben“, jammerte ein anderes Mädchen.
„So gewinnen wir nie“, seufzte ich. Mir war allerdings auch klar, dass wir auch auf dem Waldweg wohl keinen Hinweis mehr finden würden. Wir hatten uns hoffnungslos verlaufen.
„Jaaaa“, hörten wir unerwartet einen Schrei aus der Ferne, der uns alle zusammenzucken ließ.
„War das ein Wolf?“, wollte das Matschpfützen-Mädchen wissen. Panisch riss sie an ihrem Fuß, um sich zu befreien. „Ich will nicht gefressen werden!“, heulte sie.
„Egal, ob wir diesen beschissenen Schatz nun gefunden haben oder nicht. Ich will zurück zur Lichtung“, flehte das andere Mädchen. „Ich habe Angst.“
„Du willst jetzt schon aufgeben?“, wunderte sich unser selbsternannter Gruppenführer.
„Ja und zwar auf der Stelle! Ich habe keine Lust mehr!“
„Ich will auch zurück“, stand ich dem verängstigten Mädchen bei. Einem Wolf wollte ich auch ungern begegnen.
„Dann gehen wir eben zurück“, seufzte er und marschierte voraus.
Als wir die Lichtung errichten, standen die anderen drei Gruppen bereits dort und warteten auf uns.
„Da seid ihr ja endlich“, rief mir Dina zu.
„Ihr wisst gar nicht, was für eine höllische Tour wir hinter uns haben“, japste ich und ließ mich erschöpft ins Gras fallen. Auch meine Teamkollegen sanken zu Boden.
„Wo ist eure Truhe?“, wollte der Leiter wissen.
„Wir haben keine“, murrte ich mit zusammengekniffenen Zähnen. Sah man uns die Niederlage nicht bereits an? Wieso musste er auch noch danach fragen?
„Wir wären fast gestorben!“, kreischte eines der Mädchen auf. „Ein Wolf hätte uns beinahe gefressen.“
„Hier gibt es keine Wölfe“, teilte der Leiter mit.
„Wollen wir die Truhen öffnen?“, fragte Dina breit grinsend. Sie konnte es kaum abwarten.
„Mit welchem Schlüssel?“, lachte der Leiter.
„Schlüssel?“, stieß Vera erschrocken aus.
„Habt ihr keinen gefunden?“
Wir haben nicht einmal einen Schatz gefunden! Ich kochte vor Wut.
„Ein Glück, dass ich sie bei mir habe.“ Lachend zückte der Leiter einen Schlüsselbund und präsentierte ihn uns. An die hundert Schlüssel hingen daran. „Jetzt müsst ihr nur noch den richtigen finden. Ups.“ Überschänglich gestikulierend hatte er den Bund fallen lassen. Nun lagen alle Schlüssel verstreut vor ihm auf dem Boden. „Fröhliches Suchen“, wünschte er uns und verschwand in seinem Zelt.
Die Mühe, nach einen Schlüssel für die anderen Gruppen zu suchen, machte ich mir nicht. Ich blieb einfach gefrustet im Gras liegen und beobachtete das Spektakel, sie sie sich regelrecht um die Schlüssel boxten. Das war mir alles zu blöd. Bald schloss die Augen und nutzte die Zeit für ein kleines Nickerchen. Sollten sie sich doch die Köpfe einschlagen.