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Alcohol and buttery water

Kim Posse

Sober drunkard - Teil 02

Ein Wetttrinken zwischen Prota und Anta … Warum und wie geht es aus?

  1. Sober drunkard 01: Cocktail party

  2. Sober drunkard 02: Alcohol and buttery water


Alkohol war mir schon immer ein Mysterium gewesen. Wieso tranken Menschen freiwillig dieses Gift? War es zu viel, war man betrunken und drehte komplett durch. Verrückt sein konnte ich auch ohne Promille. Wieso also saufen?

„Kim, nun stell dich nicht so an. Ich würde dich gerne zu einem Wetttrinken herausfordern. Du wirst mich schon nicht unter den Tisch saufen. Gewissermaßen auch als Wiedergutmachung für dich. Dein Getränk hat mich echt umgehauen.“ Marius, der Cocktail-Mixer auf dieser Party, der noch eben ohnmächtig von meiner Mischung umgekippt war, wollte allen Ernstes ein Wetttrinken mit mir veranstalten. Reichte ihm der erste Schock etwa nicht?

„Nein, ich trinke keinen Alkohol!“, erklärte ich.

„Komm schon, mach doch mal eine Ausnahme. Und diesmal mische ich. Deinen Gifttrunk rühre ich nicht mehr an.“

„Wie bescheuert ist das denn? Ein Nichtraucher macht ja auch nicht eine Ausnahme und raucht einfach mal eine mit“, brachte ich ein Gegenargument. Allerdings schien ihn das nicht zu überzeugen.

„Auf Partys ist alles erlaubt“, meinte er und zwinkerte mir zu.

„Auch, dass ich dich schlage?“, drohte ich.

„He, nicht gemein werden.“ Schnell wich er einen Schritt zurück, als ich meine Fäuste ballte. „Du wirst doch nicht wirklich …“

„Bei Kim musst du leider mit allem rechnen“, schaltete sich Dina ein, die bis dahin amüsiert dem Geschehen gefolgt war.

„Und meintest du nicht, dass du bei der Arbeit nicht trinken darfst?“, erinnerte ich ihn an das, was er zuvor gesagt hatte.

„Schon, aber ich habe Schichtwechsel und nach dem kleinen Zwischenfall arbeite ich heute nicht mehr.“

Mir blieb augenblicklich das Lachen im Hals stecken. Seinen Sturz über die Theke nannte er einen kleinen Zwischenfall? Respekt, das hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Ich war geflüchtet, doch die Polizei hatte mich aufgehalten, denn gerade in dem Moment, als ich aus der Tür rennen wollte, stand ein Wachmann vor mir. So war ich doch wieder hier gelandet.

Glücklicherweise ging es Marius nach einer kurzen Pause wieder gut und die Scherben waren schnell beseitigt. Nun wollte er sich zusammen mit mir vollsaufen. Nein, das sah ich nicht ein.

„Soll ich den Wachmann wieder holen und ihm sagen, dass du mich vergiften wolltest?“, drohte er mir herausfordernd an.

„Na gut, ich mache es!“ Ich dachte im Traum nicht dran, wirklich Alkohol zu trinken. Ich hatte bereits einen Plan, der allerdings nicht viel besser war. Während Marius ein weiteres Getränk zusammenmischte, kippte ich mir unauffällig das Wasser aus dem Glas an der Kuchentheke, in dem das Messer stand, in mein eigenes. Ein perfekter Cocktail!

„Schon fertig?“, staunte er. „Dann tauschen wir mal. So sind die Regeln.“

„Die Regeln? Zum Saufen gibt es ernsthaft Regeln?“ Mist! Damit hatte ich absolut nicht gerechnet.

„Es gibt überall Regeln!“, klärte er mich auf.

„Aber willst du wirklich noch einmal das trinken, was ich gemixt habe?“, wagte ich einen letzten Versuch.

„Stimmt, das will ich eigentlich nur ungern. Wenn, dann bringe dich selbst mit deinem Gesöff um. Ich habe keine Lust darauf“, ließ er sich zu meiner Erleichterung darauf ein.

„Dann los!“, animierte einer der Partygäste uns.

„Eins, zwei, drei“, zählte Marius ein und dann tranken wir beide unsere Gläser in einem Zug aus.

Sein alkoholisches Getränk zeigte schnell Wirkung. Auch mein Wasser, das gefühlt zur Hälfte aus Fett und allen möglichen Kuchensorten bestand, machte etwas mit mir. Augenblicklich wurde mir unglaublich schlecht und ich rannte aus dem Raum, dass ich mich nicht mitten auf dem Teppich erbrach. Keine Minute später hing Marius neben mir an derselben Schüssel und entleerte sich ebenfalls.

„Ich habe gewonnen“, freute er sich und würgte darauf noch einmal.

„Kotz erstmal in Ruhe fertig, dann gucken wir weiter“, foppte ich ihn. Es freute mich, dass auch er seinen Mix nicht vertrug.

„Kannst du mir bitte ein Handtuch geben?“, bat er mich.

„Um deinen Mund abzuwischen? Das ist ja ekelhaft. Nimm doch Klopapier dazu“, schlug ich angewidert vor.

„Na gut.“ Er wischte sich den Mund ab, dann richtete er sich auf. „Und wie hast du dich abgeputzt?“

„Mit einem Handtuch“, musste ich zugeben und deutete auf eines, das direkt neben der Tür lag.

„Aha“, lachte er auf, „du nimmst ein Handtuch und mich speist du mit Klopapier ab.“ Als sein Blick meinem Finger folgte, schlich sich ein schelmisches Lächeln aufs Gesicht. „Damit hat du dich abgewischt?“

Ahnungslos nickte ich.

„Na, ein Glück, dass du mir das nicht gegeben hast“, meinte er erleichtert.

„Hä? Wieso?“

„Das ist das Fußtuch und liegt da schon mehrere Wochen“, klärte er mich belustigt auf.

„Das was?“ Fast hätte ich mich erneut erbrochen. „Widerlich!“

„So, lass uns zurück gehen.“ Er hängte sich bei mir ein, als wir gemeinsam zurück in den Menschen gefüllten Raum eintraten.

„And the winner is … Marius“, rief sein Freund begeistert aus und riss seinen Arm nach oben. „Der Saufmeister des Abends!“

„Was für ein toller Titel“, lachte ich. „Gibt es dafür auch eine Medaille?“

„Leider nicht, aber eine gute Idee. Das nächste Mal brauchen wir so was“, fand Marius, der seinen Gewinn sichtlich genoss.

Für mich war es gleichgültig, dass ich verloren hatte. Wetttrinken bedeutete mir absolut nichts. Ich lebte streng nach der Devise: Stay away from alcohol. Even sober you can be drunk. Das hieß so viel wie: Finger weg vom Alkohol. Auch nüchtern kannst du wie besoffen sein. Das hatte meine Uroma damals immer scherzhaft gesagt, als ich noch ein Kind gewesen war. Sie selbst hatte sämtlichen Alkohol flaschenweise in sich hineingekippt, mich wollte sie davon abhalten.

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