Der Ruf der Grizzlybären 03: Der Fremde Wald
- Niklas Böhringer

- 27. März
- 11 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Juni

Rico und seine Freunde erwartet das wohl größte und schwerste Abenteuer. Bei einer weiteren Begenung mit ihrem größten Feind, dem hinterhältigen Warzenschwein, geraten sie plötzlich unter Verdacht und werden verbannt.
Illustriert von Tuula, ist der geplant letzte Band der Grizzly-Trilogie das große Finale für den kleinen Grizzlybären und seine Freunde.
Klappentext
Endlich dürfen die Hasenkinder ihren Vater kennenlernen. Gemeinsam mit den Grizzlybären reisen sie an einen Ort, den Rico bereits einmal gesehen hat: den Fremden Wald. Leider gibt es ein unerfreuliches Wiedersehen mit Warz, der auf Rache sinnt. Seine Niederlage bei der Konferenz der Waldtiere hat er Toby nie verziehen. Warz verfolgt einen hinterlistigen Plan, der den Hasenkönig dazu bringen soll, die Bären aus seinem Wald zu verbannen. Werden sie es schaffen, den König umzustimmen und Warz zu überführen?
Stelle dich deinem größten Feind.
Verbünde dich mit deinen Freunden.
Kämpfe um Gerechtigkeit.
Veröffentlichungsdatum: 27.03.2025
Seiten: 330
Cover & Illustrationen: Tuula Schneider
Leseprobe
Prolog
Es war warm. Fast schon zu warm. Die Sonne erhellte den Wald und ließ den Staub in der Luft leuchten.
Babbelhop hatte es fast geschafft, seine Rede-Anfälle zu kontrollieren. So war er viel beliebter geworden. Die Nachwuchs-Bande, wie Hopelina ihre jüngeren Geschwister liebevoll nannte, tollte umher und raufte miteinander. Doch als es Babbelhop zu wild wurde, verfiel er in alte Gewohnheiten, setzte er sich hin und begann pausenlos zu reden. Schon bildete sich um ihn ein Kreis, ein Schutzwall aus Wörtern, aus seiner Stimme.
Hopedix hielt sich einige Meter entfernt auf. Er saß im Schatten eines großen Baumes und beobachtete seine jüngeren Geschwister. Nach einiger Zeit gesellte sich Hopelina zu ihm. Auch Graupfötchen ließ nicht lange auf sich warten.
„Sind sie nicht süß?“, fragte Hopelina entzückt.
Graupfötchen schien ihre Ansicht nicht zu teilen. Er rümpfte sein Näschen und legte nachdenklich den Kopf schief. „Sie sind ziemlich aufgekratzt. Das ist mir zu wild.“
„Verständlich, ich bin ganz deiner Meinung!“ Hopedix nickte Graupfötchen zu, dann schwiegen sie gemeinsam.
Nach einigen Minuten sprang Hopelina plötzlich auf. Ihre Ohren zuckten vor Aufregung. „Wenn Mama zurückkommt, gibt es eine Überraschung. Das hat sie jedenfalls gesagt.“
„Und das fällt dir erst jetzt ein?“
„Da kann ich doch nichts dafür!“ Hopelina blickte ausweichend zu Boden.
„Schnell, wir müssen als Erste bei ihr sein. Und sag niemandem etwas davon, so haben wir mehr.“ Hopedix sprang los und Hopelina und Graupfötchen folgten ihm. Nach kurzem Überlegen fragte er schließlich: „Was für eine Überraschung?“
„Weiß ich doch nicht. Und wenn, wäre es keine Überraschung mehr.“
„Das ist wahr!“ Ungeduldig saß Hopedix neben seiner Schwester. Sie schauten in die Richtung, aus der die Mutter kommen sollte. Kurz darauf betrat Mutter Hase die Lichtung und Hopedix machte einen kleinen Luftsprung. „Sie ist da!“ Er flüsterte zwar, doch seine Vorfreude war kaum zu überhören.
„Ja, ich bin da! Warum bist du so aufgeregt?“, fragte die Häsin. „Hat dir Hopelina etwa von der Überraschung erzählt, die sie für sich behalten sollte?“
Geschockt betrachtete Hopelina ihre Mutter, doch diese begann zu lachen. Sie stellte sich auf einen niedrigen Baumstumpf und stieß einen lauten Pfiff aus, damit alle sie hören konnten. Sogleich waren auch schon die Großen um ihre Mutter versammelt, doch von den Kleinen fehlte jede Spur.
„Tja, die Nachwuchs-Bande … typisch!“ Hopelina zuckte mit den Schultern.
„Die Nachwuchs-Bande?“ Mutter Hase lachte spitz auf. „Eine tolle Idee. Und wie nennt ihr euch?“
„Wie sind Die Bande“, erklärte Hopelina stolz.
Irritiert sah sie ihre Tochter an. „Wirklich sehr … einfallsreich!“ Erneut richtete sie sich auf. „Jetzt reicht es aber! Hoper, Hopser, Hopie, Hop, Hoppel, Hibbelhop, Babbelhop und Hopedix! Kommt sofort hier her!“, rief sie.
„Hopello!“
„Was?“ Die Mutter wirkte verwundert.
„Hopello! Ihn hast du nicht gerufen. Und ich bin Hopedix.“
„Stimmt! Mit diesen vielen Namen kommt man noch ganz durcheinander.“ Sie lachte auf und kreischte: „Hopello!“
Keine Minute später stand die Nachwuchs-Bande erwartungsvoll neben der Bande.
„Was ist los? Es tut mir leid, dass wir dich erst beim zweiten Rufen gehört haben!“ Babbelhop schielte schuldbewusst zu Boden.
Hopelina musste grinsen. Babbelhop hatte sich wortwörtlich verbabbelt. Woher konnte er schließlich wissen, wenn sie es erst beim zweiten Rufen gehört hatten?
„Tut leid, tut leid uns tut!“, gab Hopie kleinlaut von sich. Sie verdrehte noch immer die Wörter, wenn sie aufgeregt war.
„Wenn ihr leise seid, kann ich erzählen, welche Überraschung ich habe.“ Augenblicklich verstummten alle. Selbst Babbelhop saß schweigend neben seinen Geschwistern.
„Wie ihr wisst oder auch nicht, habt ihr einen Vater oder nicht.“
Sichtlich irritiert blickten ihre Kinder sie an. „Hä, was?“
„Ups, das war wirklich ein dämliches Gebrabbel. Aber ich bin auch ein bisschen aufgeregt.“
„Sag doch einfach, was du uns mitteilen willst. Ich bin so neugierig. Ich will wissen, was du uns sagen willst.“ Babbelhop war wie so oft in einem Schwall von Wörtern gefangen, die seiner Mutter momentan fehlten.
„Also gut. Ihr seid jetzt alt genug. Wir wollen die Welt erkunden.“ Gekonnt legte sie eine Pause ein, um die Aufregung zu steigern.
„Aha, und warum hast du das nicht schon mit uns gemacht?“, wollte Jammerhop wissen.
„Weil ich auf eure jüngeren Geschwister gewartet habe. So müssen wir es nicht zweimal machen. Jetzt lohnt es sich. Ihr werdet euren Vater kennenlernen, auch wenn ich ihn noch immer nicht leiden kann. Dieser arrogante Hase! Hält sich wohl für einen König oder so, dabei bin ich … Ach, egal jetzt. Morgen brechen wir auf.“ Erneut hielt sie inne und wartete auf die Reaktion ihrer Kinder.
„Darf Rico mit seiner Familie mitkommen? So kann er uns vor Gefahren beschützen“, schlug Hopedix vor.
„Dieser Bär ist die Gefahr! Aber von mir aus, wenn es unbedingt sein muss, frag ihn halt!“ Sie nickte ihrem Sohn zu.
„Danke, Mama!“ Damit hätte er nicht gerechnet. Schon sprang er los, um seinen Freund zu informieren.
So kann er vielleicht sogar helfen, auf die Kleinen aufzupassen. Die Hasenmutter grinste ihrem Sohn hinterher, während er zwischen hohen Gräsern und herabgefallenen Blättern verschwand. Trotzdem vertraue ich ihm nicht.
Kapitel 01: Eine großartige Neuigkeit
Thekla tobte ausgelassen mit Rico. Die Jungbärin und ihr älterer Bruder spielten Fangen. Zuvor hatten sie Verstecken gespielt. Shira saß mit Toby vor der Höhle. Sie sprachen über Shanty und ihre Jagd mit Thekla im Moos-Moor. „Ich kann es noch immer nicht gutheißen, was meine Mutter dort geleistet hat.“ „Shira, finde dich damit ab. Ändern kannst du es ohnehin nicht mehr!“ Beschwichtigend strich Toby ihr über die Schulter. Mürrisch zerbrach Shira einen Stock und warf beide Stücke in das Gras, das raschelnd nachgab. Die Sonne hatte es bereits stellenweise braun werden lassen. Shira beobachtete ihre beiden Kinder und ihre Laune hellte sich ein bisschen auf. Sie dachte an ihre eigene Kindheit zurück. Daran, wie sie mit ihrem kleinen Bruder Toby gespielt hatte. In der Ferne erblickte Rico einen Hasen, der eilig auf ihn und Thekla zukam. Das Gras verdeckte ihn fast komplett. Zwischen jedem Sprung verschwand er bis zu seinen Ohren. „Hopedix“, rief Rico freudig, als er seinen Freund erkannte. „Rico, Thekla, es gibt eine großartige Neuigkeit. Kommt, Mama erzählt es euch.“ Er hoppelte voraus und die jungen Bbären folgten ihm gespannt. Unbemerkt von Shira und Toby kamen sie zum Hasenbau, an dem die anderen Hasenkinder miteinander spielten. „Da seid ihr ja“, begrüßte die Hasenmutter die Bären. Erwartungsvoll sahen Rico und Thekla die Häsin an. Dass sie nicht direkt lossprach, machte Thekla noch nervöser. Genau das hatte die Häsin erzielen wollen. Rico dagegen hatte seine brennende Neugier gut unter Kontrolle, sodass sie es nicht bemerkte. „Nun sag es doch endlich!“, bettelte Thekla. Ungeduldig klopfte sie mit ihrer Pranke neben dem Hasen auf den Boden. „Ich möchte mit meinen Kindern ihren Vater besuchen. Sie wollen euch als Begleitung. Zum Schutz, gewissermaßen.“ „Sehr gerne. Das ist eine tolle Idee!“ Thekla war sofort Feuer und Flamme, doch Rico schien skeptisch. „Das ist wirklich toll, aber wir müssen erst Mama und Papa fragen, ob wir mitgehen dürfen.“ „Sicher.“ So langsam war sie auch davon überzeugt, dass es besser wäre, die Grizzlybären mitzunehmen. Schließlich waren sie groß – größer als die Hasen – und stärker. „Thekla, spiel mit uns.“ Hopie begrüßte die Bärin stürmisch und zog sie mit sich. Sie fand es toll, dass sie mitkommen würden. Thekla war ihre einzige Freundin. Natürlich mit der Ausnahme von Hopelina, ihrer großen Schwester. Auch ihre Geschwister begrüßten die Bärin freudig. Sie wussten bereits, dass die Grizzlys sie begleiten sollten. Graupfötchen lief zu Rico, dem er noch immer sehr dankbar war. Schließlich hatte ihm dieser Grizzlybär den nötigen Mut gegeben, mit ihm und Tivitop aus der Schule zu fliehen. „Ich finde es echt super, dass ihr mitkommt.“ „Aktuell kann ich noch nichts versprechen, ich muss erst meine Eltern fragen.“ Rico zuckte mit seinen Schultern. „Falls nicht, beschütze ich euch!“, meinte Hops und streckte mutig seine Brust heraus. „Ich habe keine Angst. Vor nichts und niemandem. Grrr!“ Demonstrierend fletschte er seine Zähne und knurrte, was allerdings mehr einem kläglichen Fiepen ähnelte. „Was machen wir, wenn du und Thekla nicht mitkommen dürft?“, klagte Jammerhop, wie es seine gewohnte Art war. „Ich habe gesagt, ich beschütze euch“, wiederholte Hops. Hopedix zuckte mit seinem Näschen. Er hoffte, dass die Grizzlybären die Erlaubnis ihrer Eltern bekamen. Rico lief zu seiner Schwester, die noch immer neben Hopie stand. Gemeinsam kehrten sie zur elterlichen Höhle zurück. „Mama, Papa, dürfen wir mit den Hasen ihren Vater besuchen?“ Thekla sah abwechselnd ihre Eltern an. „Was?“, fragte Toby irritiert. „Rico, erzähle am besten du in aller Ruhe, was Thekla will.“ „Bist du fies!“, meinte Shira lachend. „Ist doch wahr. So hektisch, wie die redet, versteht keiner etwas.“ Gleichgültig blickte er seine Tochter an. „Thekla und ich wollen fragen, ob wir die Hasen zu ihrem Vater begleiten dürfen.“ „Von mir aus gerne, wenn ihr auf euch aufpasst. Schließlich seid ihr schon groß!“ „Nein!“ Toby war eindeutig dagegen. „allein, weit weg … und auch noch mit den Hasen? Nein!“ „Aber, Papa, …“, setzte Rico an. „Nichts aber! Ich bleibe dabei.“ „Toby, du könntest wirklich ein bisschen nachsichtiger mit ihnen sein. Sie sind keine Babys mehr.“ „Nein! Nein heißt nein. N wie der erste Buchstabe von Nein, E wie der zweite Buchstabe von Nein, I wie …“ „Wir haben es verstanden“, motzte Rico, der die Entscheidung seines Vaters nicht nachvollziehen konnte. Es war einfach nur unfair! „Och bitte!“, bettelte Thekla und sah ihren Vater mit großen Augen an. Ihrem Bettel-Blick konnte Toby nur selten widerstehen. „Na gut“, lenkte er mürrisch ein, „aber nur unter einer Bedingung!“ „Und die wäre …?“ Rico wurde skeptisch. Was konnte sein Vater verlangen? Bestimmt etwas, das sie davon abbringen sollte, die Reise anzutreten. „Ich will, dass wir vorher meine Familie besuchen. Rico kann mit den Hasen gehen, Thekla, Shira und ich kommen nach.“ „Das ist doof! Ich will auch mit zu deiner Familie!“, jammerte Rico. Toby lachte hämisch. Er hatte seinem Sohn die Wahl gelassen. „Dir kann man es auch nicht recht machen!“ „Nein, schließlich will ich William und Waldi wiedersehen.“ „Und ich will die Hasen nicht allein gehen lassen.“ Thekla war hin- und hergerissen. „Aber ich will auch zu Waldi und William.“ „Das ist doch keine schwere Entscheidung!“, fand Toby. „Entweder ihr geht mit zu meiner Familie und trefft danach die Hasen oder ihr bleibt hier! So einfach ist das!“ „Na gut“, gab Rico nach, „lieber so als überhaupt nicht! Ich sage den Hasen Bescheid.“ Thekla blieb bei Shira. Sie war beleidigt. „Jetzt schmolle nicht! Ich hätte es auch ganz verbieten können!“, drohte Toby mit einem strengen Unterton in der Stimme. Wütend funkelte sie ihren Vater an. „Das ist Erpressung!“ Mit diesen Worten verschwand sie in der Höhle und drückte ihren Kopf gegen die massive Felswand. „Wo ist Thekla?“, wollte Hopelina wissen. Suchend schaute sie sich um, doch sie konnte die junge Grizzlybärin nirgends entdecken. Um sie drängten sich neugierig ihre Geschwister. „Sie ist zu Hause.“ Rico wirkte bedrückt. „Dürft ihr nicht mit? Oh, ich habe es gewusst, das ist aber traurig. Schade! Was sollen wir bloß tun? Jetzt muss Hops doch auf uns aufpassen. Ob das gutgehen wird? Ich …“ „Babbelhop!“, unterbrach Hophoch seinen Bruder. „Lass Rico ausreden, dann erfährst du auch, worum es geht.“ „Mama war gleich einverstanden, Papa allerdings …“ Rico überlegte, wie er es am besten erklären sollte. „Oh nein!“, heulte Jammerhop. „Du bist jetzt auch still!“, zischte Hopelina. „Zuerst war er dagegen, aber dann hat er eine Bedingung gestellt.“ Als Rico zum Luftholen eine Pause machte, waren tatsächlich alle still und lauschten gespannt, wie es weiterging. „Er will, dass Thekla seine Familie kennengelernt. Daher erlaubt er es nur, wenn wir vorher seine Familie besuchen. Wir werden uns später auf dem Weg treffen.“ „Besser als gar nicht!“, fand die Hasenmutter. „Sag deinem Vater, dass wir morgen früh aufbrechen werden.“ „Das mache ich. Bis … irgendwann.“ Rico verabschiedete sich und kehrte nach Hause zurück. „Ihr habt es gehört. Sammelt einen kleinen Proviant, morgen früh werden wir aufbrechen“, beschloss die Hasenmutter. Schon stoben die Kinder auseinander und legten sich einen beachtlichen Reiseproviant an. Sie sammelten Eicheln und Samen, rissen Gräser heraus und schleppten Kräuter herbei. Der Mutter fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Einen kleinen Proviant, hatte ich gesagt. Nicht den ganzen Wald!“ Sie begutachtete die Vorräte kritisch. „Wie wollt ihr das alles tragen?“ „Wir dachten da an dich“, informierte Hops sie beschämt grinsend. „An mich?!“ Empört stöhnte sie auf. „Das denkt ihr wohl! Jeder trägt seinen Kram schön selbst! Ich bin doch nicht euer Lasttier! Und außerdem … Gras! Das gibt es wirklich genug. Das findet man überall. Gras!“ Sie lachte kurz auf. „Wer nimmt schon Gras mit?“
Kaptitel 02: Aufbruch
„Mama, schnell, aufstehen!“ Babbelhop sprang nervös vor seiner Mutter auf und ab. Immer wieder stupste er sie an. Auch seine Geschwister waren teilweise wach und halfen ihm dabei, sie zu wecken. Graupfötchen allerdings schlief noch und bekam von all der Aufregung nichts mit. „Babbelhop, jetzt ist aber gut!“, zischte die Mutter. Sie wollte nicht, dass die übrigen Hasen aufwachten. „Schließlich kann man jede Minute brauchen, die man länger schläft. Der Weg wird sehr lang und anstrengend werden.“ Missmutig lief der junge Hase zu seinem Schlafplatz zurück und legte sich für eine weitere Stunde hin, die seine Mutter sichtlich genoss. Die übrigen Hasen, die schon wach waren, dösten ebenfalls ein bisschen, bis auch die Langschläfer allmählich erwachten. „Jetzt müssen wir aber los!“ Hops lief zu seiner Mutter hin und rüttelte sie erneut. Grummelnd drehte diese sich zu ihrem aufdringlichen Sohn und rappelte sich auf. „Ihr habt recht, es wird höchste Zeit“, gab sie zu. Sie sah ihre Kinder erstaunt an. Selbst Babbelhop war wieder eingeschlafen. Die Hasenmutter setzte sich auf und mit einem laut vernehmlichen „Muck! Muck!“ weckte sie die Schnarchnasen. Die Großen waren relativ schnell wach, doch die Nachwuchs-Bande ließ sich nicht stören. „Nun reicht es aber! Aufwachen!“ Die Häsin klopfte ungeduldig mit ihrer Pfote auf den Boden, wodurch sie erfolgreich ihre Jüngsten weckte. „Aufstehen“, wiederholte sie streng, „wer jetzt nicht aufsteht, lasse ich hier!“ Nach dieser Drohung schoss Graupfötchen mitsamt den jungen Häschen in die Höhe. Hierbleiben wollten sie nicht. Auch wenn sie nicht Graupfötchens Familie waren und der fremde Hase nicht sein Vater, wollte er ihn ebenfalls kennenlernen. Ein lautes Knurren ließ die Häsin erschrocken herumfahren. Sie suchte nach Rico oder Thekla, doch dann bemerkte sie, wer der Verdächtige war. „Mama, ich habe Hunger!“, klagte Hoppel, dessen Bauch laute Geräusche von sich gab. „Dann los! Beeile dich. Iss etwas. Solange ich es nicht mitschleppen muss, kann es mir recht sein.“ Sofort schoss der kleine Hase, verfressen wie er war, los und futterte sich durch Gräser, Wurzeln und alles, was ihm vor die Nase kam. Kurze Zeit später folgten auch etliche seiner Geschwister, die zuvor nur fassungslos seinem Fress-Anfall zugesehen hatten. Doch auch sie wollten frühstücken. Nur mussten sie sich beeilen, um etwas abzubekommen, denn Hoppel schien nie satt zu werden. Er schob alles, was er fand, in sich hinein. Selbst vor kleinen Steinen machte er keinen Halt. „Die helfen beim Verdauen“, erklärte er, wenn er danach gefragt wurde. Er knackte Eicheln, kaute Gräser; selbst die Bäume waren nicht sicher vor ihm. Sorgfältig nagte er die Rinde vom Stamm. Graupfötchen lief in eine andere Richtung, in der sein gefräßiger Freund noch nicht gewesen war. Bruder konnte er nicht zu ihm sagen, aber es fühlte sich zumindest so an. Hopelina meinte, dass er ihr Halbbruder sei, was ihm sehr gefiel. Er verstand sich ohnehin mit ihr und Hopedix am besten. Auch mit all den anderen kam er meist gut aus. Selbst mit der Hasenmutter, die nicht immer leicht zu verstehen war.
Vom (ehemaligen) Schüler zum Autor
Was als spannendes Debüt kurz nach dem Abitur begann, entwickelt sich inzwischen zu einer beachtlichen Erfolgsgeschichte: Niklas Böhringer, ehemaliger Schüler des Technischen Gymnasiums AES, hat kürzlich den vierten Band seiner Kinderbuchreihe Der Ruf der Grizzlybären veröffentlicht. Mit dem neuen Titel Der Fremde Wald führt er die beliebte Geschichte rund um den kleinen Bären weiter und erweitert die Reihe über die ursprünglich geplante Trilogie hinaus.
Bereits 2022 trat Niklas mit den ersten beiden Bänden der Reihe an die Öffentlichkeit und fand schnell eine treue Leserschaft. Sein beeindruckender Start in die literarische Welt direkt nach dem Schulabschluss wurde nicht nur in der Schulgemeinschaft mit großer Begeisterung aufgenommen.
Wir gratulieren Niklas herzlich zu diesem weiteren Meilenstein und sind gespannt, wohin sein schriftstellerischer Weg noch führen wird. Die AES ist stolz auf ihren ehemaligen Schüler und freut sich auf viele weitere Bücher aus seiner Feder.


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