top of page

Aus dem Schlaf erwacht

Rico, der kleine Grizzlybär, saß vor der Höhle und ließ sich die ersten Sonnenstrahlen des Tages in sein Gesicht scheinen. Seine Eltern schliefen noch tief und fest. So beschloss er, seine Freunde, die Hasen zu besuchen. Diese besondere Freundschaft zwischen ihnen musste er geheim halten, denn würde sein Vater sie entdecken, war die Gefahr groß, dass er sie als seine Mahlzeit sah.

Rico schlich leise davon und entfernte sich zügig von der Höhle. Als er weit genug gelaufen war, begann er zu rennen. Er jagte seinen Schatten, der ihm vorauseilte. Die noch sehr tief stehende Sonne tauchte den Wald in ein magisches Licht, das die Pflanzen zu erleuchten schien.

Als er den nahe gelegenen Fluss erreichte, trank er reichlich. Und wie ein anständiger Bär es machen musste, wusch er sich auch seine Pranken und den Kopf. Das hatte ihm sein Vater einmal beigebracht. Da er natürlich ein anständiges Bärchen war, wusch er sich gewissenhaft. Nun war er bereit, um seine Freunde zu besuchen.

Erneut vergewisserte er sich, dass ihm seine Eltern nicht gefolgt waren. Er blickte sich um und war allein. So lief los und summte eine kleine Melodie vor sich hin, die ihm in den Kopf gekommen war. Das Zwitschern der Vögel hatte er schon oft nachmachen wollen, doch es war ihm nie gelungen. So hatte er seine eigenen Laute erfunden, die er von sich gab. Das Brummen und Brüllen beherrschte er zwar auch – wenn auch noch lange nicht so gut wie sein Vater –, doch seine eigenen Laute gefielen ihm noch besser.

„Guten Morgen, liebe Vögel“, rief er in die hohen Bäume, die weit über ihm ragten. Die melodischen Klänge der Vögel drangen als Antwort an seine Ohren. Glücklich ließ er seine eigenen Laute erklingen.

„Guten Morgen, Wald“, begrüßte er auch seine Umgebung, die er so liebte. Die Bäume schienen sogar zu antworten, denn sie raschelten mit ihren Blättern, was Rico als die Stimme der Bäume wahrnahm. Er freute sich immer, wenn er allein und ungestört durch den Wald laufen konnte. Unbeschwert und sorgenlos, wie er es schon immer getan hatte.

Rico, der inzwischen schon drei Jahre alt war, genoss noch immer die frühen Stunden des Tages, wenn seine Eltern noch schliefen und er ungestört die Gegend erkunden konnte.

Noch vor wenigen Tagen hatte er, eng an seine Eltern gekuschelt, Winterruhe gehalten. Doch das war nun endlich vorbei und er war wieder wach. Das neue Frühjahr konnte beginnen. Er war bereit dazu. Bereit dazu, seine Freunde zu besuchen, mit ihnen zu spielen und im Wald zu toben. Den ganzen Winter über hatte er davon geträumt, nun sah er sie endlich wieder. Er konnte es kaum erwarten.

bottom of page