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Wenn aus Feinden Freunde werden

Shira erhob sich und steuerte direkt auf die Häsin zu. Toby wusste nicht recht, was er davon halten solle. Hatte es seine Frau endlich verstanden und fraß diese aufmüpfige Hüpfgestalt? Doch was dann geschah, ließ ihm fast die Augen überquellen. Shira reichte der Häsin ihre Pranke, wie es zuvor Hopelina und Rico getan hatten, und diese legte ihre Pfote hinein.

„Frieden“, riefen sie gemeinsam, nachdem sich die Häsin gefasst hatte. Auch sie hatte es nicht glauben können. Sie hielt tatsächlich die Pranke eines Bären an ihrer Pfote. Mehrmals musste sie hinsehen, in der Angst, es sich nur eingebildet zu haben. Ein letzter Kniff in ihren eigenen Fuß machte ihr bewusst, dass es die schöne Realität war, die sie gerade durchlebte.

Auch die anderen Waldtiere reichten sich die Pranken, Pfoten, Hufe und Flügel, um ihre Verbundenheit zu zeigen. So bildeten sie einen Kreis, der ihnen ein wohliges Gefühl von Zusammenhalt und Sicherheit schenkte. Diese lang ersehnte Geborgenheit war endlich eingekehrt – begonnen von einer harmonischen und zugleich verbotenen Freundschaft von einem kleinen Grizzlybären und ein paar Hasen. Sie hatten es geschafft. Sie hatten aus den verfeindeten Tieren eine große Familie gemacht.

Rico und die Hasenkinder stellten sich in den Kreis dazu und hielten vor Freude strahlend die Pfote, Pranke oder Hufe ihres Nachbarn. Selbst Toby wurde in diesem Kreis aufgenommen, obwohl er es sichtlich unangenehm fand. Shira zu seiner Linken und sein Sohn auf der anderen Seite, war er ein Teil der großen Tierfamilie.

„Ein Tier für alle und alle Tiere für eines!“, rief Rico laut und zu seiner Freude wiederholten alle seinen Ausruf. Es schallte laut durch den Wald und erreichte auch die Tiere, die nicht zur Konferenz erschienen waren.

Rico konnte sein Glück kaum fassen. Endlich hatte er es geschafft. Endlich durfte er mit seinen viel kleineren und pflanzenfressenden Hasenfreunden spielen. Endlich …

„Das muss gefeiert werden“, erklärte die Häsin begeistert. Sie war überwältigt, dass unter ihrer Leitung solch eine atemberaubende Einheit entstanden war. Das hatte es noch nie gegeben. Seit sie denken konnte, waren Pflanzen- und Fleischfresser verfeindet gewesen.

Nacheinander lösten sich die Tiere und verfielen in Unterhaltungen, während die Kinder aller Arten miteinander glücklich spielten.

„Ich bin so stolz auf dich, Rico-Schatz“, lobte Shira ihren Sohn und streichelte ihm über den Kopf. „Ich wusste schon immer, dass du etwas ganz Besonderes bist! Du bist mein Held … nein, du bist unser Held. Der Held des Waldes! Du und deine Hasenfreunde habt es geschafft, einen langen Streit zu begraben.“

„Toll“, murrte Toby. Mehr sagte er nicht. Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Schließlich war er schon immer gegen eine Freundschaft mit Hasen gewesen.

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