Konferenz der Waldtiere
08: Eine Einladung für die Grizzlybären
10: Das Problem der Kleinen mit den Großen
Ehe sich Rico versah, war die Zeit vergangen und er war auf dem Weg zur Konferenz der Waldtiere. Genauer gesagt saß Rico auf dem breiten Rücken seines Vaters und ließ sich tragen, denn so konnte er besser sehen.
Als die Grizzlybären die Konferenz erreichten, war sie schon gut besucht. Augenblicklich wichen einige der kleineren Tiere zurück, als sie die großen Bären erblickten und vergrößerten ihren Abstand zu ihnen. Rico war traurig darüber, doch ihm war klar, dass diese Angst mehr als berechtigt war. Vor allem bei seinem Vater. Von Shira, die sich größtenteils nur noch von Pflanzen ernährte, ging eine wesentlich geringere Gefahr aus.
„Herzlich willkommen auf der Konferenz der Waldtiere.“ Die Hasenmutter hatte ihren Platz auf dem Baumstumpf eingenommen und thronte dort mit hocherhobenem Kopf. „Ich freue mich“, fuhr sie fort, „dass ihr so zahlreich erschienen seid.“ Sie ließ ihren Blick durch die Reihen wandern und nickte zufrieden.
Von der kleinsten Maus bis zu den Bären waren alle Tiere anwesend und lauschten ihr aufmerksam. Auf der Konferenz wurde über Probleme gesprochen, die die Tiere untereinander hatten oder wenn die Nahrung knapp wurde. Dafür suchten sie dann gemeinsam eine Lösung. Die Häsin erinnerte sich an ihre erste Konferenz vor vielen Jahren, als der Sommer fast alle Wasserquellen ausgetrocknet hatte. Auch bei diesem Problem hatten die Tiere eine Konferenz abgehalten und beratschlagt, was sie unternehmen konnten. Zum Glück gab es dieses Jahr reichlich an Wasser.
„Dann wollen wir beginnen.“ Sie machte eine Pause, ehe sie mit fester Stimme weitersprach: „Hat jemand ein Anliegen, das besprochen werden muss? Dann bitte ich dieses Tier zu mir nach vorn.“ Wie immer dauerte es kurz, bis sich die ersten Pfoten und Pranken hoben, doch dann schienen die Tiere munter zu werden und hier und da wurde eine Pfote gehoben.
Als Erstes durfte eine Spitzmaus vortreten. Da sie allerdings sehr leise sprach, fiepte sie ihr Anliegen der Häsin ins Ohr und sie übernahm das Sprechen.
„Frau Maus beklagt, dass die Fleischfresser unter uns kaum noch eine sichere Aufzucht ihrer Kinder ermöglicht. Sie hat Angst und überlegt, ob sie auswandern soll, wenn sich nicht etwas ändert“, schilderte die Häsin die Sachlage.
„Und was sollen wir dann fressen?“, erhob ein Fuchs das Wort. „Ich will schließlich nicht dieser Maus zuliebe verhungern. Ich und meine Jungen müssen sich irgendwie ernähren.“
„Aber doch nicht von uns!“, piepte die Maus empört, doch das hörte niemand.
„Vielleicht finden wir eine Möglichkeit“, meldete sich Shira zu Wort. „Ich fresse schon lange überwiegend Wurzeln und Knollen. Davon werde ich satt. Probiert es doch mal aus.“
„Ein toller Vorschlag“, lobte die Häsin und nickte der Maus zu, die erleichtert umkippte.
„Ich zeige euch, wie ich sie finde und ausgrabe. Das ist ganz leicht“, meinte Shira noch. Sichtbar genervt nickten die Füchse, denn Mäuse gehörten zu ihrer Leibspeise, die sie nur ungern aufgaben.